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MitteilungVeröffentlicht am 5. November 2025

Das duale Bildungssystem der Schweiz hält Einzug in die Landwirtschaft Georgiens

Die Schweiz unterstützt Georgien dabei, die Landwirtschaft moderner, innovativer und attraktiver für junge Menschen zu gestalten. Junge Berufsleute wie Nino Akhaladze zeigen, wie gestützt auf das duale Berufsbildungssystem der Schweiz aus Leidenschaft Unternehmertum werden kann. Und wie die Kombination aus Fähigkeiten, Know-how und Chancen ländlichen Gebieten neues Leben einzuhauchen vermag.

Nino Akhaladze in den Schweizer Alpen.

Die Geschichte der mittlerweile 26-jährigen Nino Akhaladze beginnt wie die vieler junger Menschen aus Tiflis. Sie ist ein Stadtmädchen mit Träumen und Ideen. Dann stellt die Covid-19-Pandemie das Leben weltweit auf den Kopf und verändert auch Ninos Weg. Während des Lockdowns, als das Leben stillzustehen scheint, sitzt Nino in ihrer engen Stadtwohnung und fragt sich, was ihr ein Leben in Tiflis bringt. Auf der Suche nach etwas mehr Freiheit zieht sie in das Dorf ihrer Grossmutter und findet etwas Unerwartetes: Hier geht das Leben im Einklang mit der Natur friedlich weiter. In dieser unsicheren Welt findet sie auf dem Land Trost und Sinn.

«Ich habe Tiere schon immer gemocht», erinnert sie sich. «Wenn ich irgendwo ein herrenloses Tier sah, nahm ich es mit nach Hause.»

Bei einem Gespräch mit Freunden erfährt Nino von der Schweizerischen Agrarschule Kaukasus (Swiss Agricultural School Caucasus, SASC) – eine Entdeckung, die ihren Weg verändern wird.

«Ich habe keine Zeit verschwendet. Am nächsten Tag trug ich alle Informationen und Unterlagen zusammen und meldete mich an. Beim Vorstellungsgespräch war ich unsicher, was genau ich werden wollte, nur dass ich mit Rindern arbeiten und Käse herstellen wollte. Sie empfahlen mir die Fakultät für Molkereiprodukte und Molkereitechnik, was sich als perfekte Wahl herausstellte.»

Die SASC nimmt sich Schweizer Qualitätsstandards zum Vorbild

Die 2017 auf Initiative des georgischen Geschäftsmanns Mikheil Svimonishvili gegründete und von der Schweizer Gebert Rüf Stiftung unterstützte SASC ist die erste private Initiative im Bereich der landwirtschaftlichen Berufsbildung in Georgien. Die Schule bietet eine duale Ausbildung – eine Mischung aus Theorie und Praxis – unter der Leitung von Schweizer Dozentinnen und Dozenten. Die Beteiligung von Schweizer Fachpersonen ist dank der Finanzierung und Unterstützung der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) möglich. Der moderne Campus im ländlichen Dmanissi umfasst einen Milchbetrieb, eine Käserei und Unterrichtsräume.

Nino hat ihr erstes Schuljahr als sehr dynamisch in Erinnerung. «Alles war neu und interessant. Die Atmosphäre war wunderbar. Die Lehrpersonen waren sehr engagiert und ermutigten uns stets dazu, uns beruflich weiterzuentwickeln. Das Wichtigste, was ich gelernt habe, war die Kultur der harten Arbeit», sagt Nino. Einer ihrer Mentoren, der Schweizer Käser Markus Racine, wurde zu einer Schlüsselfigur auf ihrem Weg. «Alles, was ich weiss, habe ich von Markus gelernt. Er hat mir alles beigebracht, mir immer geholfen, wenn ich Rat brauchte, und mich ermutigt, in die Schweiz zu gehen und dort praktische Erfahrung zu sammeln.»

«Das Schwierigste, was ich je getan habe»

Nino Akhaladze bei der Käseherstellung.

Es dauerte nicht lange, bis Nino diesem Rat folgte. Mit der Unterstützung eines weiteren Mentors wagte sie den grossen Schritt – in den Schweizer Alpen die traditionelle Käseherstellung zu erlernen. Bei ihrem ersten Besuch im Jahr 2024 arbeitete sie drei Wochen auf einem Schweizer Bauernhof. Im Jahr darauf war Nino bereits ausgebildete Käserin und kehrte als Selbständige in die Schweiz zurück.

«Es war hart, aber es hat sich gelohnt», erzählt Nino. «Wir haben jeden Tag 2000 Liter Milch gemolken. Die Arbeit erforderte eine genaue Arbeitsteilung. Auch Zeit und Ressourcen mussten gut eingeteilt werden – einschliesslich Strom und Wasser. Ich stand um 1.30 Uhr auf, um Butter zu machen, bis 11 Uhr machte ich Käse, dann hatte ich bis 14 Uhr Pause und arbeitete anschliessend bis abends weiter. Das war die Routine der ersten zwei Monate».

Eine junge Landwirtin auf Erfolgskurs

Nino beim Alpabzug.

Von Juni bis zum Alpabzug im September drehte sich bei Nino alles um die Käseherstellung. «Es war das Schwierigste, was ich je getan habe», gesteht sie. «Aber es war mein Traum, und ich musste mir selbst beweisen, dass ich es schaffen kann. Wann immer ich nicht weiter wusste, rief ich Markus an, der mich unterstützte.»

Dieses Jahr nahm Nino an einem Käsewettbewerb teil, bei dem ihr Käse – «Nino's Cheese» – eine Bronzemedaille gewann.

In Georgien geht Ninos Geschichte nun weiter. Sie hat einen kleinen Bauernhof in der Nähe der SASC gepachtet. Sie will den Betrieb erweitern und ihren eigenen Käse herstellen. Nino ist überzeugt, dass es mit ihrer Erfahrung aus den Schweizer Alpen und dem Wissen, das sie an der SASC erworben hat, schaffen wird.

Schweizer Unterstützung für die Landwirtschaft Georgiens

Die Landwirtschaft ist für einen grossen Teil der georgischen Bevölkerung eine wichtige Lebensgrundlage. Rund 40 Prozent der Erwerbsbevölkerung sind in diesem Bereich tätig. Der Sektor weist jedoch nach wie vor eine geringe Produktivität und Modernisierung auf, weshalb die Einkommensunterschiede immer noch gross sind. Die Schweiz unterstützt Georgien über die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) bei der Reform und Modernisierung der landwirtschaftlichen (Berufs-)Bildung. Mit diesem Engagement sollen die technischen und unternehmerischen Fähigkeiten der Landwirtinnen und Landwirte gestärkt, nachhaltige Produktionsverfahren gefördert und die Wettbewerbsfähigkeit verbessert werden. Ziel ist, die ländliche Armut zu verringern und ein inklusives Wachstum in diesem Bereich zu begünstigen.

Die Schweizerische Agrarschule Kaukasus wurde 2017 gegründet. Im Jahr 2021 erhielt sie die staatliche Zulassung und nahm den Unterricht auf. Der konzeptionelle Partner der Schule ist die Schweizer Landwirtschaftsschule Plantahof, die die SASC bei der Entwicklung des Lehrprogramms, der Ausbildung für die Lehrkräfte und der Qualitätssicherung unterstützt. Die Schule bietet zweijährige Studiengänge in Landwirtschaft und Milchverarbeitung sowie Weiterbildungskurse für Erwerbstätige aus der Land- und Milchwirtschaft an. Es gibt sechs staatlich anerkannte Studiengänge, und bisher haben 180 Personen die Schule absolviert. Die Schule bietet auch nicht-formale Schulungen und Beratungsdienste für Erwerbstätige aus der Landwirtschaft an, die bisher von 500 Personen in Anspruch genommen wurden.

Kontakt

Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA)
Eichenweg 5
3003 Bern