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MitteilungVeröffentlicht am 4. Dezember 2024

Die IZA als Teil der Schweizer Sicherheitspolitik

Die Sicherheit der Schweiz hängt von der Lösung globaler Probleme ab. Deshalb hat die Schweiz ein umfassendes Verständnis von Sicherheit, das über die militärische Dimension hinausgeht. Durch internationale Zusammenarbeit reduziert sie ihre Sicherheitsrisiken beispielsweise in den Bereichen Klimawandel und Wetterextreme, wirtschaftliche Vernetzung, globale Gesundheit, Extremismus, Migration und Flucht, sowie Multilateralismus.

Die Weltkugel mit der Schweiz hervorgehoben, umringt von Piktogrammen, welche die sechs im Artikel betrachteten Themen veranschaulichen.

Die Sicherheitsrelevanz gemeinsamer Entwicklungsziele wird in der «Agenda 2030» der UNO-Mitgliedstaaten explizit betont: «Nachhaltige Entwicklung kann ohne Frieden und Sicherheit nicht verwirklicht werden, und Frieden und Sicherheit sind ohne nachhaltige Entwicklung bedroht.» [Resolution der UNO Generalversammlung (2015)]

Ausbleibende Erfolge oder gar Rückschritte bei der nachhaltigen Entwicklung – wie sie beispielsweise in den Bereichen Armut, Hunger, Bildung, wirtschaftliches Wachstum, Klima und Biodiversität, oder Frieden zu beklagen sind – sind eine wesentliche Ursache für die sich global verschlechternde Sicherheitslage. Unsicherheit und Instabilität behindern wiederum die nachhaltige Entwicklung. Diese negative Wechselwirkung betrifft die Schweizer Sicherheit mittel- und langfristig direkt.

In den vergangenen Jahrzehnten wurden beachtliche Erfolge bei der nachhaltigen Entwicklung erzielt, speziell in den Bereichen Armut, Gesundheit und Bildung. Diese Fortschritte sind aktuell in Gefahr: nur noch bei 16% der nachhaltigen Entwicklungsziele ist die Weltgemeinschaft auf Kurs. Erschwerend kommt hinzu, dass die Fortschritte stark variieren und sich die Kluft zwischen den ärmsten und den reicheren Ländern vergrössert [Sustainable Development Report 2024]. Die Ursachen dafür liegen hauptsächlich in der erhöhten Vulnerabilität der ärmsten Länder gegenüber Multi-Krisen, wie dem Klimawandel, der COVID-19 Pandemie und der Zunahme gewaltsamer Konflikte.

Risiken für die Sicherheit – und was die Schweiz dagegen unternimmt

Diese Entwicklungen haben einen direkten Einfluss auf die globale Sicherheitslage und die Sicherheit der Schweiz. Mittels internationaler Zusammenarbeit (IZA) – bestehend aus Entwicklungszusammenarbeit, humanitärer Hilfe und Friedensförderung – verfügt die Schweiz über Instrumente der Risikominimierung in verschiedenen Bereichen:

Klimawandel und Wetterextreme

Der Klimawandel erhöht die Häufigkeit und Intensität von Wetterextremen wie Überschwemmungen, Stürmen oder Dürren. Der Sicherheitsaspekt des Klimawandels wird auch in der Aussenpolitischen Strategie hervorgehoben. Auch das Schweizer Klima hat sich gemäss Meteo Schweiz bereits massgeblich verändert. Es droht extremeres Wetter mit trockeneren Sommern, heftigeren Niederschlägen, mehr Hitzetagen und schneearmen Wintern. In Gebirgsregionen ist mit zusätzlichen Risiken wie Felsstürzen und Murgängen sowie dem Verlust an Artenvielfalt zu rechnen. Nebst der direkten Betroffenheit kann auch durch den Klimawandel verursachte Instabilität die Schweiz betreffen: Der Klimawandel steigert das globale Konfliktpotenzial erheblich [Hisang, Burke & Miguel (2013].

Wirtschaftliche Vernetzung

Wirtschafts- und Sicherheitsfragen verschränken sich immer mehr. Die Schweiz ist als rohstoffarmes und stark auf die Exportindustrie [Der Anteil der Schweizer Exporte am BIP betrug im Rekordjahr 2022 rund 77% (Weltbank, 2024) und der Anteil der Importe rund 63% (Weltbank, 2024)] ausgerichtetes Land auf internationale Partnerschaften, eine regelbasierte internationale Ordnung und funktionierende Lieferketten angewiesen. Unter den Rückschlägen der nachhaltigen Entwicklung leidet auch die Schweizer Wirtschaft, beispielsweise aufgrund erheblicher Lieferengpässe. [Economiesuisse (2021), World Economic Forum (2024), Credit Suisse (2022)]

Globale Gesundheit

Die Aussenpolitische Strategie der Schweiz stellt eine Verbindung zwischen der globalen Gesundheit und der internationalen Sicherheit fest. Globale Gesundheitskrisen, wie die COVID-19 Pandemie, zeigen dies exemplarisch auf. Die Wissenschaft argumentiert, dass die Verhinderung künftiger Pandemien nicht nur von einer besseren internationalen Koordination, sondern auch stark von der Resilienz der Gesundheitsversorgung in den Ländern abhängt. [Bspw. Arush et al. (2022), Assefa et al. (2020)]

Extremismus

Mangelnde Perspektiven sind der Haupttreiber für Radikalisierung und gewalttätigen Extremismus, was auch die Schweiz betrifft. Die wissenschaftliche Literatur nennt folgende Hauptursachen: Benachteiligung von sozialen Gruppen, staatliche Repression, Armut, Arbeitslosigkeit und mangelnde Bildung. [Aussenpolitischer Aktionsplan der Schweiz zur Prävention von gewalttätigem Extremismus (2016)]

Migration und Flucht

Fluchtbewegungen können oft eine Folge der mangelhaften Erreichung aller oben genannten Ziele sein. Auf der anderen Seite kann jegliche Form von Migration zum Treiber von Innovation und Wirtschaftswachstum werden und ärmere Länder mit Rücküberweisungen stützen. Gerade unfreiwillige Migration kann die betroffenen Menschen physisch und psychisch verletzlich machen und in Armut treiben. [Adger, W Neil et al. (2019)]

Multilateralismus

Die Schweiz setzt auf ein wirksames und gezieltes multilaterales Vorgehen bei globalen Herausforderungen. Sie setzt sich für eine regelbasierte Weltordnung ein, auf die sie als kleines Land angewiesen ist. Das System von internationalen Organisationen in Genf trägt massgeblich dazu bei. Es ist zudem direkt für rund 1% des Schweizer BIP verantwortlich [Étude sur l'impact du secteur international à Genève (2024)] und fördert indirekt den guten Ruf und die Wertschätzung der Schweiz.

Die Sicherheit der Schweiz ist vielschichtig und wird stark von internationalen Entwicklungen beeinflusst. Mit der internationalen Zusammenarbeit verfügt sie über griffige und komplementäre Instrumente, die zu den grossen – aktuell aber gefährdeten – Fortschritten der vergangenen Jahrzehnte beigetragen haben. Diese Fortschritte sind sicherheitsrelevant.

Kontakt

Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA)
Eichenweg 5
3003 Bern