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MitteilungVeröffentlicht am 27. Januar 2025

«Die Lage im Südsudan bleibt fragil»

Anfang Januar 2025 war Patricia Danzi, Direktorin der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), in Begleitung einer Schweizer Delegation im Südsudan. Der Besuch fand ein Jahr vor Beginn des Kooperationsprogramms 2026–2029 statt. Das Programm bezweckt eine Stärkung des Nexus-Ansatzes zwischen humanitärer Hilfe, Entwicklungszusammenarbeit und der Förderung von Frieden und Menschenrechten in der Region. Wir haben Patricia Danzi fünf Fragen dazu gestellt.

Drei Fotos, die die Arbeit von Patricia Danzi im Südsudan zeigen.

Frau Danzi, der Südsudan ist direkt von den Auswirkungen des anhaltenden Konflikts im Sudan betroffen. Sie haben mehrere Partner im Norden des Südsudan besucht, die von der Schweiz unterstützt werden, namentlich das IKRK. Welchen Eindruck hatten Sie?

Die Lage im Südsudan ist immer noch fragil, aber nicht nur aufgrund des Krieges im Sudan. Die Bevölkerung ist auch mit verheerenden Überschwemmungen, zunehmenden Cholerafällen und einer schweren Wirtschaftskrise konfrontiert. Unser Netz an humanitären Partnerorganisationen im Norden des Landes erbringt und koordiniert die Hilfe für neu ankommende Flüchtlinge, Kriegsverletzte und die Gastbevölkerung – oft unter schwierigen Bedingungen.

Das Kooperationsprogramm 2022–2025 im Südsudan endet dieses Jahr und wird vom Programm 2026–2029 abgelöst. Welche Bilanz ziehen Sie zum laufenden Programm?

Seit 2006 unterhält die DEZA ein Kooperationsbüro in der südsudanesischen Hauptstadt Juba. Durch die kontinuierliche Präsenz können wir unser Engagement weitgehend an die Entwicklungen vor Ort anpassen: Das Projektportfolio, bei dem zum einen die Ernährungssicherheit und zum anderen der Schutz der Zivilbevölkerung und die Menschenrechte im Vordergrund stehen, führt zu positiven Ergebnissen bei den Begünstigten. Wie alle Kooperationsbüros ist auch jenes in Juba sehr dynamisch und bietet eine Plattform für neue Ideen. Es bringt Vertreterinnen und Vertreter von Regierung, Zivilgesellschaft und Privatsektor sowie Entwicklungsakteure (z. B. Afrikanische Entwicklungsbank) und humanitäre Akteure zusammen. Mehr Engagement wäre natürlich immer möglich.

Es ist wichtig, die Widerstandsfähigkeit schutzbedürftiger Bevölkerungsgruppen zu stärken, damit sie mittel- und langfristig weniger auf internationale Hilfe angewiesen sind.
Patricia Danzi, DEZA-Direktorin

Beim neuen Kooperationsprogramm stehen die Flexibilität sowie die Nachhaltigkeit der Verpflichtungen der Schweiz im Vordergrund. Dabei geht es insbesondere auch um eine Stärkung des Nexus-Ansatzes zwischen humanitärer Hilfe, Entwicklungszusammenarbeit und der Förderung von Frieden und Menschenrechten. Können Sie uns mehr dazu sagen?

Es ist beispielsweise wichtig, die Widerstandsfähigkeit schutzbedürftiger Bevölkerungsgruppen zu stärken, damit sie mittel- und langfristig weniger auf internationale Hilfe angewiesen sind. Wie in allen lang anhaltenden humanitären Krisen unterstützt die DEZA auch im Südsudan unter anderem Initiativen von Jugendlichen, Frauen und Männern, die sich vor Ort für Wirtschaft, Gesellschaft und Gemeinschaft einsetzen.

2024 fanden in der Schweiz Gespräche für die Verbesserung der Lage im Sudan statt. Wie nimmt der Südsudan den Konflikt im Sudan wahr und wie ist die Lage der aufgenommenen sudanesischen Flüchtlinge?

Der Krieg im Sudan verschlimmert die Lage der Bevölkerung im Norden des Südsudan und in den Nachbarländern. Millionen Menschen sind vor den Kämpfen geflohen. Die Vertreibungen betreffen die gesamte Bevölkerung, also nicht nur die Ärmsten, sondern zu einem grossen Teil auch die Mittelschicht. Auf die Wirtschaft und die Inflation hat der Krieg ebenfalls schwerwiegende Auswirkungen. Deshalb ist es zentral, die Waffen zum Verstummen zu bringen und den Frieden wiederherzustellen. Die Schweiz bot dazu eine Plattform und wird sich auch in Zukunft dafür einsetzen, dass die Konfliktparteien an den Verhandlungstisch zurückkehren.

Die ersten Wahlen im Südsudan wurden um zwei Jahre verschoben. Wie wirkt sich das auf die internationale Zusammenarbeit vor Ort aus?

Die DEZA hat ihre Unterstützung für die Vorbereitung der nationalen Wahlen im Südsudan verlängert, da eine gute Regierungsführung für eine nachhaltige und integrative Entwicklung unerlässlich ist. Für eine friedliche und transparente Streitbeilegung braucht es eine demokratische Regierungsführung, eine Bürgerbeteiligung und eine Rechenschaftspflicht der Behörden gegenüber der Bevölkerung.

Kontakt

Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA)
Eichenweg 5
3003 Bern