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MitteilungVeröffentlicht am 13. November 2024

Förderung der beruflichen Qualifikationen von benachteiligten Jugendlichen in Tansania

Jedes Jahr treten Millionen von Menschen in Tansania ins Berufsleben ein. Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) unterstützt über ihren Partner Swisscontact die Förderung der beruflichen Qualifikationen von Jugendlichen, damit sie auf dem Arbeitsmarkt bessere Chancen haben. Die DEZA unterhielt sich mit zwei jungen Frauen, die dank ihrer Ausbildung einen kleinen Blumenladen eröffnen konnten, sowie mit einem Berufsbildner, der Fischzucht unterrichtet.

Zwei Frauen giessen Wasser aus einem Eimer über Pflanzen, die in Behältern auf einem Holzbrett stehen.

Tansania hat seit Beginn der 2000er-Jahre ein stetiges Wirtschaftswachstum erlebt und ist zu einem Land mit mittlerem Einkommen aufgestiegen. Dieses Wachstum hat jedoch nicht zu einer deutlichen Armutsreduktion geführt, insbesondere nicht bei jungen Menschen, die mit hoher Arbeitslosigkeit oder Unterbeschäftigung konfrontiert sind. Die Bevölkerung wächst in rasantem Tempo weiter, und jedes Jahr treten Millionen junger Menschen ins Berufsleben ein. Rund 77 Prozent der Bevölkerung sind jünger als 35 Jahre und 34,7 Prozent zwischen 15 und 35 Jahren alt. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, unterstützt die DEZA Berufs- und Weiterbildungsprogramme, die darauf abzielen, dass sowohl das Bevölkerungs- als auch das Wirtschaftswachstum zur Armutsreduktion beitragen. Im Rahmen des Projekts «Skills for Employment Tanzania» (SET) setzt sich die Schweiz für einen besseren Zugang zu und mehr Qualität in der Berufsbildung sowie eine Ausrichtung auf die Bedürfnisse des tansanischen Arbeitsmarktes ein.

Das SET-Projekt wird von der Schweizer NGO Swisscontact in den Regionen Morogoro und Iringa durchgeführt. Morogoro liegt nur 90 Minuten mit dem Zug von Daressalaam entfernt und gilt dank seiner fruchtbaren Böden mit vielen Obst-, Gemüse- und Zuckerrohrplantagen sowie Fisch- und Viehzuchten als wichtigstes Anbau- und Erntegebiet Tansanias. Trotz des städtischen Umfelds mit mehr als 450 000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist die Landwirtschaft nach wie vor eine Haupteinnahmequelle, denn die Stadt erstreckt sich bis in die umliegenden üppigen Landschaften. Auch in der Region Iringa westlich von Morogoro gibt es fruchtbares Land. Dort sind über 80 Prozent der Haushalte in der Landwirtschaft tätig. Allerdings wird das landwirtschaftliche Potenzial der Region nicht ausgeschöpft, denn nicht einmal 40 Prozent der verfügbaren Ackerflächen werden tatsächlich für den Pflanzenbau oder die Viehzucht genutzt. Das SET-Projekt will junge Menschen in die lokale Wirtschaft integrieren, indem ihnen die Möglichkeit zum Erlernen neuer Fähigkeiten geboten wird.

Die sogenannten «Folk Development Colleges» (FDC), von denen es in ganz Tansania 54 gibt, sind die wichtigsten öffentlichen Anbieter von nicht-formalen Weiterbildungskursen. Für benachteiligte Jugendliche, die z. B. wegen einer Schwangerschaft im Teenageralter oder Armut keinen Sekundarschulabschluss haben, spielen die FDC eine wichtige Rolle. Das SET-Projekt legt den Fokus auf ein integratives Berufsbildungssystem, das diese jungen Menschen einschliesst. Im Wissen, dass Frauen wirtschaftlich besonders vulnerabel sind, werden namentlich deren Kompetenzen gefördert.

Die DEZA hat zwei Frauen getroffen, die an der Sokoine University of Agriculture in Morogoro eine nicht-formale Ausbildung absolvieren. Happy David und Zuhura Ally haben als angehende Floristinnen gelernt, ihre eigenen Blumen und Pflanzen anzubauen. Heute führen sie einen kleinen Blumenladen. Happy und Zuhura bauen sich so gemeinsam eine finanzielle Zukunft auf, aber die schwankenden monatlichen Umsätze sind nach wie vor eine Herausforderung. Ihre Ausbildung an der Universität erlaubt es ihnen, als Gärtnerinnen zu arbeiten.

Eine lächelnde Frau steht rechts neben verschiedenen Pflanzen, die auf mehreren Holzbrettern mit etwa acht Pflanzen pro Brett aufgestellt sind.

In einem anderen Teil der Stadt wurden Fischfarmen errichtet. In den grossen Becken leben Fische, die nach der Aufzucht auf dem Markt verkauft werden. Die Fischzucht dient dem SET-Projekt auch zur Berufsausbildung. Omary Omary ist Ausbildner und bringt benachteiligten Jugendlichen bei, wie man verschiedene Fischarten aufzieht und wie man die Fischzucht zu einem rentablen Geschäft macht, z.B. indem mit Marinaden und Gewürzen der Wert der Produkte erhöht werden kann.

Ein Mann, der ein hellblaues Hemd und eine blaue Hose trägt, geht neben einem Fischbecken zu seiner Linken. In seiner linken Hand hält er einen rosa Behälter.

Ein Hauptziel des SET-Projekts ist ein besserer Zugang zur Berufsbildung für benachteiligte Jugendliche. Bessere Lehrmittel und qualifiziertere Lehrkräfte sind ein weiteres Ziel. Das Projekt setzt sich für die Institutionalisierung einer formellen Lehrerinnen- und Lehrerausbildung ein. Über eine Austausch- und Networking-Plattform können Lehrerinnen und Lehrer über ihre Herausforderungen diskutieren und Verbesserungen für das Berufsbildungssystem in Tansania vorschlagen.

Vierzehn Personen sitzen an einem Tisch. Auf dem Tisch stehen Wasserflaschen und Kartonteller. Eine Person auf der linken Seite des Tisches spricht.

In Morogoro, wo das Projekt hauptsächlich tätig ist, wurden bedeutende Fortschritte erzielt. In der ersten Phase nahmen über 10'000 junge Menschen an Ausbildungskursen teil, 13 neue Programme wurden entwickelt und 17 Arbeitsmarktanalysen durchgeführt. Ausserdem hat das Projekt die technische Zusammenarbeit mit dem tansanischen Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Technologie gefördert. Diese Ergebnisse sind zwar vielversprechend, aber für eine systematische Verbesserung der Lebensgrundlagen der tansanischen Jugend ist die Zusammenarbeit mit den nationalen Institutionen unerlässlich.

Studierende sitzen mit dem Rücken zur Kamera an ihren Pulten. Eine Lehrerin steht vor der Klasse und hat die Hände in den Taschen ihre Kleides.

Mit dem Programm «Safeguard Young People» (SYP) fördert die DEZA in Zusammenarbeit mit dem UNFPA die umfassende Aufklärung junger Tansanierinnen und Tansanier über sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte (SRGR). Die Fertilitätsrate in Tansania ist hoch. Junge Menschen wissen zwar einiges über Verhütungsmittel, aber aufgrund unzureichender Sexualerziehung und Fehlinformationen werden diese wenig genutzt. Viele junge Mütter, die die Schule abbrechen mussten, besuchen ein von der DEZA unterstütztes FDC, wo SRGR Teil des Lehrplans sind. Das SYP-Programm will die Sexualerziehung und die reproduktive Gesundheit der Jugendlichen in Tansania verbessern. Die im Rahmen des Projekts entwickelten Lehrmittel und SRGR-Handbücher sollen der weit verbreiteten Fehlinformation über sexuelle und reproduktive Gesundheit entgegenwirken. So können junge Menschen und insbesondere junge Frauen fundierte Entscheidungen über ihr Leben treffen.

Kontakt

Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA)
Eichenweg 5
3003 Bern