Konflikte und Unsicherheit vertreiben Millionen von Menschen
Zunehmende Konflikte und Unsicherheit zwingen viele Menschen, insbesondere Frauen und Kinder, aus ihrer Heimat zu fliehen. Die DEZA engagiert sich in Syrien und den Nachbarländern, in Kenia sowie in West- und Nordafrika für den Schutz Vertriebener und für sichere und menschenwürdige Lebensbedingungen.

Bewaffnete Konflikte sind weltweit eine der Hauptursachen für Zwangsvertreibungen. Die Schweiz setzt sich für den Schutz der Rechte von Vertriebenen und für sichere und menschenwürdige Lebensbedingungen in den Aufnahmeregionen ein. Dieses Engagement trägt zur globalen Stabilität bei und steht in Einklang mit der humanitären Tradition der Schweiz.
Immer mehr Menschen sind gezwungen, ihre Heimat zu verlassen: Weltweit gibt es derzeit mehr als 117 Millionen zwangsvertriebene Frauen, Männer und Kinder (UNHCR), die meisten davon innerhalb ihres eigenen Landes (75,9 Mio. gemäss IDMC). Die Mehrheit der Flüchtlinge, die ihre Heimat verlassen, finden Zuflucht in einem Nachbarland (70 %). Drei Viertel der Flüchtlinge halten sich in Ländern mit mittlerem oder niedrigem Einkommen auf.
Vor diesem Hintergrund setzt sich die Schweiz über die Entwicklungszusammenarbeit und die humanitäre Hilfe aktiv für Lösungen ein. Ziel ist es, die Lebensbedingungen und den Schutz der vertriebenen Personen in ihren Herkunftsregionen zu verbessern und das Risiko erneuter Vertreibungen zu verringern. Mit ihrem Engagement fördert die Schweiz die Stabilität in den betroffenen Regionen. Durch ihre langfristige Ausrichtung trägt die internationale Zusammenarbeit zur Konfliktprävention, zur Friedensförderung und zur Friedenskonsolidierung bei und stärkt die demokratischen Institutionen und die Rechtsstaatlichkeit in fragilen Ländern.
Unten einige konkrete Initiativen der Schweiz: Förderung der Berufsbildung von syrischen Flüchtlingen in Jordanien und im Libanon, Stärkung des Unternehmertums in den Flüchtlingslagern von Dadaab in Kenia und Schutz von Kindern und Jugendlichen auf den Migrationsrouten in Ost- und Nordafrika.
Syrien: Unterstützung für geflüchtete Menschen in der Region

Der Syrienkonflikt hat eine der grössten Vertreibungskrisen der Welt ausgelöst. Seit 2011 wurden innerhalb Syriens über 7 Millionen Menschen vertrieben, und rund 6 Millionen flohen in Nachbarländer, wie in den Libanon und Jordanien, wo sich die sozioökonomischen und politischen Bedingungen stark verschlechtern. Diese Zwangsumsiedlung macht die Menschen besonders verwundbar und stellt die Aufnahmegemeinschaften vor grosse Herausforderungen.
Mit einem regionalen Kooperationsprogramm setzt sich die Schweiz dafür ein, die Sicherheitslage und die Lebensbedingungen für konfliktbetroffene und verletzliche Menschen zu verbessern. Mit einem Fokus auf Schutz, Bildung und Wasser werden wichtige Grundlagen für ein sicheres und friedliches Zusammenleben geschaffen. Personenstandsurkunden und Rechte in Bezug auf Wohnraum, Land und Eigentum gehören nach wie vor zu den dringendsten, rechtlichen Bedürfnissen. Ohne diese ist der Zugang zu Diensten wie Bildung beeinträchtigt und das Risiko von Staatenlosigkeit, Missbrauch und Ausbeutung steigt, besonders für Frauen und Kinder. Die Schweiz arbeitet daher mit dem «Norwegian Refugee Council» und lokalen Akteuren zusammen und verfolgt einen regionalen Ansatz mit Präventionsmassnahmen, Rechtsbeistand und rechtlicher Unterstützung.
In Jordanien gehen im Durchschnitt 12 Prozent der geflüchteten syrischen Kinder nicht zur Schule. Deshalb unterstützt die DEZA die laufende Reform des Bildungssektors aktiv, durch ein UNESCO-Programm mit dem Bildungsministerium und durch Bildungsprogramme für Flüchtlings- und Aufnahmegemeinschaften. Auch im Libanon unterstützt die DEZA integrative Bildung über Partnerorganisationen und fördert mit UNICEF die Stärkung des Bildungssystems sowie ein kinderfreundliches Justizsystem. In Syrien arbeitet die DEZA mit «Save the Children», um den vertriebenen Kindern den Zugang zu Bildung zu sichern.
Zur Vermeidung von Verteilkonflikten ist die DEZA in der Region auch im Bereich Wasser aktiv. Sie unterstützt beispielsweise ein Projekt mit UNICEF zur Wasser- und Sanitärversorgung in Syrien und stellt den Zugang zu sauberem Wasser im Libanon und in Jordanien, im Flüchtlingslager Azraq, sicher.
Kenia: Ein Leben in Würde für Flüchtlinge im Dadaab Camp

Kenia ist weltweit eines der wichtigsten Aufnahmeländer für Flüchtlinge. Viele dieser Flüchtlinge leben dort in grossflächigen Camps. Das Dadaab Flüchtlingslager im Osten Kenias, welches für 385 000 Flüchtlinge, vor allem aus Somalia, ein Zuhause ist, ist das grösste darunter. Die Lebensbedingungen im Dadaab Camp sind schwierig. Die Menschen sind in hohem Masse von internationalen Hilfsorganisationen abhängig und leben relativ abgeschottet vom Rest der kenianischen Gesellschaft.
Der von der kenianischen Regierung lancierte Shirika Plan sieht vor, diesen Umstand zu ändern und strebt eine integrierte Siedlungspolitik für Flüchtlinge an. Der Fortschritt ist momentan noch überschaubar. Die Reform hat jedoch den Anstoss gegeben, mehr in langfristige Entwicklungsprojekte für Flüchtlinge in den Camps zu investieren (sogenannte Durable Solutions).
In Dadaab ist die DEZA mit einem Projekt präsent, welches die soziale Integration und wirtschaftliche Selbständigkeit von Flüchtlingen fördert. In diesem Sinne unterstützt die DEZA die Organisation Inkomoko. Durch Startfinanzierungen und Beratungsdienstleistungen zielt Inkomoko darauf ab, Unternehmer und Unternehmerinnen im Camp das nötige Kapital und Wissen zu vermitteln, damit sie selbständig ihr Geschäft weiterentwickeln können. Während die Integration der Flüchtlinge in der kenianischen Gesellschaft nur langsam voranschreitet, ist das Projekt im Dadaab Camp ein wichtiger Schritt, um die lokale Wirtschaft anzukurbeln, indem Einkommen und Arbeitsplätze geschafft werden. Dadurch können Flüchtlinge auf eine bessere Zukunft und ein Leben in Würde hoffen.
West- und Nordafrika: Schutz für Kinder und Jugendliche auf den Migrationsrouten

Jährlich sind über 5 Millionen Kinder und Jugendliche auf den Migrationsrouten in West- und Nordafrika unterwegs. Die Gründe dafür sind vielfältig: Unsicherheit, bewaffnete Auseinandersetzungen, die politische Lage, die Klimakrise, die Zerstörung natürlicher Ressourcen, aber auch Familientraditionen oder die Suche nach sozioökonomischen Chancen. Die Migration ist sowohl mit Vorteilen als auch mit zahlreichen Risiken verbunden.
Aus diesem Grund hat die DEZA 2022 das Projekt «Kinder und Jugendliche auf Migrationsrouten» lanciert. Es soll die Migration sicherer machen und besonders verwundbare Gruppen besser schützen, namentlich junge Mädchen. Das Projekt, das von Helvetas, Terre des Hommes und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) gemeinsam durchgeführt wird, erstreckt sich auf Tunesien, Marokko, Guinea, Mali, Niger und den Senegal.
Im Rahmen dieses Projekts wurden unter anderem zentrale Anlaufstellen für minderjährige Migrantinnen und Migranten eingerichtet. Mobile Teams identifizieren die Jugendlichen und verweisen sie an diese Anlaufstellen für eine Beurteilung ihrer Situation. Danach werden sie an geeignete Strukturen vermittelt, wo sie persönlich betreut werden. Das Angebot umfasst Gesundheitsversorgung, psychosoziale Unterstützung, Bildungs- und Berufsberatung sowie sozioökonomische Eingliederung. Um den dringendsten Bedarf zu decken, werden Lebensmittelpakete verteilt. Wenn es die Umstände erlauben, wird eine Familienzusammenführung mit den Eltern angestrebt.
In den Projektländern fehlt es häufig an geeigneten Unterstützungsangeboten für junge Migrantinnen und Migranten. Deshalb steht die DEZA gleichzeitig im Dialog mit den nationalen und lokalen Behörden. Hier liegt der Hauptfokus auf der Stärkung ihrer Fähigkeiten, die Grundversorgung sicherzustellen und die Migrationsfragen stärker in die öffentliche Politik einzubeziehen.
Das Projekt ist auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen abgestimmt. Dadurch bietet es Schutz für eine besonders gefährdete Gruppe, stärkt gleichzeitig aber auch die lokalen und nationalen Kapazitäten im Umgang mit der Migration.
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