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Veröffentlicht am 8. April 2025

Afghanistan

Seit Jahrzehnten prägen Konflikte, Armut, Hunger und Klimawandel das Leben der afghanischen Bevölkerung. 24 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen und der grösste Teil der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Das humanitäre Büro der Schweiz kümmert sich vor Ort darum, dass die notleidende Bevölkerung Unterstützung zur Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse erhält.

Zwei Kleinbauern stehen in einer Apfelplantage.

Kontext Afghanistan

In Afghanistan sind die Lebensbedingungen für einen Grossteil der Bevölkerung seit langem extrem schwierig. Fast 50 Jahre Konflikt und Krieg haben verheerende Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit der Menschen und behindern die allgemeine Entwicklung des Landes. Mit der Machtübernahme der Taliban im August 2021 hat sich die wirtschaftliche, politische, soziale und humanitäre Lage weiter verschlechtert. Derzeit sind fast 24 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Sechs Millionen leben am Rand einer Hungersnot. Nachhaltige Lebensgrundlagen sind in allen Landesteilen gefährdet, wobei Frauen und Kinder besonders betroffen sind. Die afghanische Wirtschaft befindet sich in einer schweren Krise. Öffentliche Dienstleistungen sind aufgrund fehlender Hilfsgelder zusammengebrochen; die Wirtschaft ist seit Sommer 2021 um 25% geschrumpft. Afghanistan produziert nur geringe Mengen an Treibhausgasen, ist aber stark vom Klimawandel betroffen. Das Land steht am Rande einer Umweltkatastrophe, was die Lebensgrundlagen, Ernährungssicherheit, Menschenrechte sowie Frieden und Sicherheit gefährdet. Investitionen und Innovationen sind dringend erforderlich, um die Widerstands- und Anpassungsfähigkeit der afghanischen Gemeinschaften und Institutionen mittel- und langfristig zu stärken.

Bisher hat kein Land die Taliban und ihr Islamisches Emirat als legitime Regierung Afghanistans anerkannt, unter anderem weil die politischen und gesellschaftlichen Entscheidungen der Taliban den internationalen Standards widersprechen, insbesondere in Bezug auf die Menschenrechte von Frauen. Eine direkte Zusammenarbeit mit den Behörden ist schwierig bis unmöglich. Seit August 2021 werden Entwicklungsgelder über die Vereinten Nationen (UNO) und andere nichtstaatliche Organisationen umgesetzt und meist für kurzfristige humanitäre Projekte verwendet. Doch humanitäre Hilfe allein reicht nicht aus, um die enormen Herausforderungen Afghanistans zu lösen. In einem politischen Prozess, der im November 2023 durch den Bericht des UNO-Sonderkoordinators angestossen wurde, sollen vertrauensbildende Massnahmen zwischen den Taliban und der internationalen Gemeinschaft umgesetzt werden, um Afghanistan zu unterstützen und aus der Isolation zu befreien.

Bereits vor der Machtübernahme der Taliban waren Frauen und Mädchen in Afghanistan stark diskriminiert und erheblichen Einschränkungen ausgesetzt. Allerdings wurden unter der vorherigen Regierung einige Reformen initiiert, welche die Situation von Frauen und Mädchen auf rechtlicher Ebene verbesserten. Diese Errungenschaften wurden mit der Machtübernahme der Taliban sofort wieder rückgängig gemacht. Laut der Einheit der Vereinten Nationen für Gleichstellung und Ermächtigung der Frauen (UN Women) hat sich die institutionalisierte Diskriminierung von Frauen und Mädchen weiter verschärft. Während sich die allgemeine Sicherheitslage seit Ende des Krieges verbessert hat und Männer sich im ganzen Land mehr oder weniger frei bewegen können, hat sich die Sicherheitslage für Frauen und Mädchen verschlechtert. Laut einer Umfrage von UN Women fühlen sich derzeit 64% der Frauen nicht sicher und haben Angst, ohne männliche Begleitung das Haus zu verlassen. Die frauenfeindlichen Dekrete der Taliban erschweren die Zusammenarbeit mit der internationalen Gemeinschaft erheblich.

Krise in Afghanistan

Nach der Machtübernahme der Taliban am 15. August 2021 schloss die Schweiz umgehend ihr Kooperationsbüro in Kabul und evakuierte alle Mitarbeitenden. Seither führte das Team der DEZA ihre Programme zunächst von Bern und seit Februar 2023 von der pakistanischen Hauptstadt Islamabad aus weiter. Das Team hat Kabul in dieser Zeit regelmässig besucht und die Programme der DEZA weitergeführt. Seit März 2025 ist die DEZA wieder mit einem Büro in Afghanistan präsent. Ein Expertenteam des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe (SKH) hat in Kabul die Arbeit im humanitären Büro der Schweiz aufgenommen.

Schutz und Menschenrechte

In Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen wie dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) und der UNO sowie nationalen und internationalen Nichtregierungsorganisationen (NGO) setzt sich die Schweiz für die Menschenrechte und den Schutz von verletzlichen Gruppen – insbesondere Frauen und Mädchen – ein. Das Ziel ist, Resilienz und Eigenständigkeit zu stärken, Menschenrechtsorganisationen zu unterstützen und die Menschenrechte, das Völkerrecht sowie den zivilen Raum sicherzustellen. Ausserdem sollen Frauen und Mädchen uneingeschränkten Zugang zu ihren Rechten erhalten.

Sicherung der Grundbedürfnisse

Nach der Machtübernahme der Taliban stellte die internationale Gemeinschaft ihre finanzielle Unterstützung ein. Damit entfiel die Finanzierung von 45% des Bruttoinlandprodukts (BIP) und 75% der öffentlichen Dienstleistungen. Dies hatte zur Folge, dass öffentliche Dienstleistungen nicht mehr gewährleistet werden konnten. Um diese Lücke zu schliessen, unterstützt die Schweiz zusammen mit anderen Gebern die Versorgung mit Basisgütern und öffentlichen Dienstleistungen wie Bildung und Gesundheit. Sie unterstützt Organisationen, die den Zugang und sektorübergreifende Dienstleistungen für verletzliche Gruppen wie Frauen und Mädchen sicherstellen.

Klimaresiliente ländliche Lebensgrundlagen

Afghanistan produziert kaum Treibhausgase, gehört aber zu den zehn Ländern, die am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind. Über 80% der Bevölkerung sind von natürlichen Ressourcen abhängig, doch nur 12% des Landes sind landwirtschaftlich nutzbar, und nur 6% werden bewirtschaftet. Frauen sind überproportional von den Klimaveränderungen betroffen. Um diese Kluft zu überbrücken und die lokalen Kapazitäten im Umgang mit den Auswirkungen des Klimawandels zu stärken, unterstützt die Schweiz die Gemeinschaften dabei, die natürlichen Ressourcen nachhaltig und klimaresistent zu bewirtschaften und die Produktion an die klimatischen Bedingungen anzupassen. Sie fördert die Diversifizierung der Einkommensquellen und den Zugang zu lokalen Märkten, was insbesondere Frauen hilft, ihr Einkommen zu erhöhen. Sie finanziert lokale Organisationen, die Geld oder Nahrungsmittel, Saatgut und andere landwirtschaftliche Hilfsmittel zur Verfügung stellen. Sie gibt ihr Fachwissen im Bereich der Katastrophenvorsorge weiter und trägt dazu bei, klimabedingte Katastrophen zu verhindern oder ihre Auswirkungen zu mildern.

Ansatz und wichtigste Partner

Das humanitäre Büro der Schweiz in Afghanistan konzentriert sich auf den Aufbau lokaler Kapazitäten (lokale Partner, Gemeinschaften etc.) und achtet dabei besonders auf eine ausgewogene Mischung der Partner (internationale Organisationen, internationale NGO, afghanische NGO), um die Lokalisierung der Hilfe zu fördern. Sie trägt dazu bei, die internationale Debatte über die technische Unterstützung von Ministerien voranzubringen. Ein vielversprechender und politisch weniger riskanter Ansatz ist die Ausbildung und Stärkung der Kapazitäten der von den Taliban geführten Institutionen im Bereich der Anpassung an den Klimawandel.

Die wichtigsten Partner der Schweiz in Afghanistan sind:

  • Internationale Organisationen: UNO-Agenturen, IKRK, Weltbank;
  • Lokale und internationale NGO: Aga Khan Foundation, The Liaison Office, Afghanaid;
  • Schweizer NGO: Swisspeace.

Geschichten

Ansicht des Gebäudes des humanitären Büros der Schweiz in Kabul. Im Vordergrund Rasen und zwei Bäume.

Mitteilung31. März 2025

Die Schweiz kehrt mit humanitärem Büro nach Kabul zurück

Aufgrund der prekären humanitären Situation in Afghanistan ist die Schweiz mit einem humanitären Büro ab März 2025 wieder in Kabul präsent.

Let's Focus – #1: Afghanistan

Die Entwicklungen in Afghanistan schlagen immer wieder hohe Wellen. Das EDA erklärt und ordnet ein.

Kontakt

DEZA / Zentral- und Ostasien
Eichenweg 5
3003 Bern