Mali: Bildung und Schutz für Kinder im Krisenkontext
Seit 2012 hat die Krise in Mali Hunderttausenden von Kindern ihr Recht auf Bildung vorenthalten. Neben dem Schulabbruch sind die Kinder auch Risiken wie der Rekrutierung durch bewaffnete Gruppen oder Zwangsheirat ausgesetzt. Um dieser Situation entgegenzuwirken, unterstützt die DEZA ein Projekt, das sich sowohl mit Bildung als auch mit dem Schutz von Kindern befasst.

Seit 2012 befindet sich Mali in einer komplexen Krise, die schwerwiegende Folgen für die Bildung von Kindern hat. Diese Situation, die von Unsicherheit, der Schliessung zahlreicher Schulen und der Verschlechterung der Infrastruktur geprägt ist, hat Hunderttausenden von Kindern ihr Recht auf Bildung vorenthalten. Innerhalb eines Jahrzehnts ist die Zahl der nicht eingeschulten Kinder von 50’000 auf 500’000 gestiegen. Der Schulabbruch setzt die Kinder ernsthaften Risiken aus: Ausbeutung, frühe Heirat oder Rekrutierung für bewaffnete Gruppen.
Bildung und Schutz
Um die Folgen dieser Krise zu mildern, mobilisiert die DEZA sowohl ihre humanitäre Hilfe als auch ihre Entwicklungszusammenarbeit. Gemeinsam mit ihren internationalen und lokalen Partnern setzt sie ein Projekt um, das Schutz und Bildung in den Mittelpunkt stellt. Die Aktivitäten konzentrieren sich auf drei Säulen.
Erstens unterstützt das Projekt eine alternative Bildung in Gebieten, in denen Schulen aufgrund von Konflikten geschlossen wurden. Es wurden gemeinschaftliche Lernzentren eingerichtet. Sie nehmen Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren auf, die nicht zur Schule gehen. Mehr als 3000 Kinder und Jugendliche erhielten eine Ausbildung in einer sicheren und schützenden Umgebung. In einigen Fällen haben diese Zentren die Wiedereröffnung von geschlossenen Schulen gefördert. Das Projekt unterstützt auch öffentliche Schulen, die ihren Betrieb trotz der allgegenwärtigen Gefahr einer Schliessung aufrechterhalten. Speziell für diese Schulen, die sich oft in der Nähe von Konfliktgebieten befinden, wurde ein beschleunigtes Lernprogramm für Notsituationen entwickelt.
Die zweite Säule betrifft den Zugang zu Zivilstandsdokumenten. In Mali verlangt das Bildungssystem die Geburtsurkunde, um die erste Grundschulprüfung abzulegen. Dieses Dokument fehlt jedoch in vielen Familien. In Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden richtete das Projekt mobile und feste Zentren ein, um mehrere zehntausend Geburtsurkunden auszustellen und zu verteilen, vorrangig für Kinder im schulpflichtigen Alter.
Traumatische Szenen im Alltag
Schliesslich konzentriert sich das Projekt auf die Herausforderungen des Schutzes von Kindern. In einigen Gebieten Malis stellen die Präsenz bewaffneter Gruppen und die Unsicherheit eine Bedrohung für die physische und psychische Unversehrtheit der Kinder dar. Die Kinder sind manchmal traumatischen Szenen ausgesetzt: Zerstörung von Dörfern durch bewaffnete Gruppen, Massen- oder gezielte Morde, Zwischenfälle mit Sprengkörpern und Blindgängern. Ausserdem besteht die Gefahr der Rekrutierung für bewaffnete Gruppen, der Ausbeutung und Zwangsarbeit sowie der Frühverheiratung.
Die Kinder konnten ihren Ängsten Ausdruck verleihen und sagen, wo sie sich unsicher fühlen. Auf der Grundlage dieser Aussagen haben die Gemeinden Massnahmen ergriffen, um die mit der Unsicherheit verbundenen Bedrohungen wie geschlechtsspezifische Gewalt oder physische Gefahren in der Nähe von Schulen zu minimieren. Es wurden Schutzkomitees gegründet, deren Mitglieder darin geschult sind, die Meldung von Fällen von Gewalt gegen Kinder vorzunehmen. Sie haben auch Grundkenntnisse erworben, um psychologische Erste Hilfe zu leisten.
Herausforderungen und Zukunftsperspektiven
Trotz der Wiedereröffnung mehrerer Schulen bleiben viele Herausforderungen bestehen, wie der Lehrermangel, das Risiko von bewaffneten Angriffen oder die Schwierigkeiten bei der Koordinierung von Bildungsinitiativen. Für die Zukunft werden mehrere Wege in Betracht gezogen, angefangen mit der Entwicklung von Fernunterricht. Moderne Kommunikationsmittel, das Radio oder Tablets könnten die Schliessung von Schulen verhindern oder den Zugang zu Bildung erleichtern. Die Arbeit an einer besseren Koordination der Bildungsakteure und an der Nachhaltigkeit der Schutzmechanismen muss ebenfalls fortgesetzt werden.
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