Syrienkrise: Die DEZA engagiert sich weiterhin aktiv
Angesichts der umfangreichen Bedürfnisse vor Ort bekräftigt die Schweiz ihre Unterstützung für Syrien. Caroline Tissot ist Regionalchefin IZA der Schweizer Botschaft in Amman, Jordanien, und unter anderem für Syrien zuständig. Dana Aljarah ist Lokalangestellte beim humanitären Büro der DEZA in Damaskus. Die beiden Frauen geben uns einen Einblick in die aktuelle Lage in Damaskus und in die laufenden und künftigen Aktivitäten der DEZA in Syrien.

Nach 13 Jahren Krieg und den jüngsten Ereignissen in Syrien leidet das Land nach wie vor stark unter den Auswirkungen der bewaffneten Konflikte. Angesichts der besorgniserregenden Lage setzt die Schweiz ihre Unterstützung fort und leistet einen Beitrag von 60 Millionen Franken. Damit reagiert die Schweiz auf die Bedürfnisse der Menschen in Syrien und den Nachbarländern und erklärt sich bereit, auf neue Bedürfnisse einzugehen, die sich ergeben könnten. Die Mittel werden multilateralen und bilateralen Partnern der Schweiz sowie Schweizer Experteneinsätzen und Projekten zur Verfügung gestellt. Im Sinne der Kontinuität der bisherigen Hilfsleistungen entspricht der neue Beitrag den in den Jahren 2023 und 2024 bereitgestellten Beträgen.
Seit Beginn der Syrienkrise leistet die Schweiz im ganzen Land Hilfe, ungeachtet der Konfliktlinien und unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Bevölkerung. Es handelt sich dabei um eine der grössten humanitären Aktionen in der Geschichte der Schweiz. Die DEZA ist seit 2017 mit einem humanitären Büro in Syrien vertreten. Sie setzt ihre Aktivitäten in enger Zusammenarbeit mit internationalen und lokalen Akteuren fort.
Caroline Tissot ist Regionalchefin IZA der Schweizer Botschaft in Amman, Jordanien, und unter anderem für Syrien zuständig. Dana Aljarah ist Lokalangestellte beim humanitären Büro der DEZA in Damaskus. Die beiden Frauen geben uns einen Einblick in die aktuelle Lage in Damaskus und in die laufenden und künftigen Aktivitäten der DEZA in Syrien.

Dana, wie ist die Situation in Damaskus und haben sich die Bedürfnisse seit dem Sturz des Assad-Regimes geändert?
Die grössten Herausforderungen sind die Wiederherstellung der öffentlichen Dienstleistungen und der wirtschaftliche Wiederaufbau. Wichtige öffentliche Leistungen wie Passausstellung und Verkehrsmanagement sind noch nicht gewährleistet. Die syrische Zentralbank hält alle Landesreserven in syrischen Pfund, was zu einer Bargeldverknappung und einem erheblichen Kaufkraftverlust geführt hat. Grundbedürfnisse, einschliesslich Nahrung und Unterkunft, bleiben weitgehend ungedeckt, wobei der Bedarf im ganzen Land zunimmt.
Wir haben damit gerechnet, dass die Sanktionen aufgehoben werden, was aber bis jetzt nicht geschehen ist. Der Alltag ist nach wie vor schwierig, da es immer wieder zu Stromausfällen kommt. In einigen Gebieten gibt es nur eine Stunde am Tag Strom. Dies beeinträchtigt auch die Wasserversorgung, da die Pumpen mit Strom betrieben werden und nicht mehr richtig funktionieren.
Was hat sich in der Arbeit unseres humanitären Büros geändert? Wurde das humanitäre Portfolio angepasst?
Das humanitäre Büro ist weiterhin voll funktionsfähig. In Sachen Anpassung haben wir Ende 2024 gemeinsam mit einem Konsortium von vier internationalen NGO und fünf UNO-Organisationen ein «Early Recovery»-Programm lanciert. Dieses konzentriert sich auf die wichtigsten Entwicklungsbedürfnisse, etwa Einkommensgenerierung, nachhaltige Lebensgrundlagen, Wohnraum, Wasser, sanitäre Grundversorgung und soziales Unternehmertum. Damit positioniert sich die Schweiz als engagierte Partnerin bei der Unterstützung eines raschen Wiederaufbaus und der Stärkung der Resilienz in Syrien.

Caroline, du bist seit Anfang Jahr zweimal nach Syrien gereist und hast erstmals Idlib besucht. Welches waren deine Eindrücke?
Im Januar trafen wir uns mit dem neuen Leiter der humanitären Hilfe der Übergangsregierung und erklärten ihm unser bedarfsorientiertes humanitäres Engagement, das für ganz Syrien konzipiert ist. Dieser prinzipienbasierte Ansatz wurde gut aufgenommen. Zudem besprachen wir die wichtigsten Bedürfnisse in den Bereichen Wasser, sanitäre Grundversorgung, Bildung und Lebensgrundlagen.
Im Februar besuchte ich erstmals Projekte in verschiedenen Lagern in der Region Idlib, gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern des Welternährungsprogramms und des UNO-Amts für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) sowie der NGO People in Need (PiN). In Idlib leben am meisten Binnenflüchtlinge, von denen viele aus schwer verwüsteten Gebieten geflohen sind. Der Bedarf an humanitärer Hilfe ist nach wie vor hoch, und die Bevölkerung ist in zentralen Bereichen wie Gesundheitsversorgung und Bildung stark auf Unterstützung angewiesen. Zusammen mit einer Schweizer Delegation aus Bern besuchte ich auch Homs und Daraa. Eine zentrale Herausforderung besteht nun darin, die Grundversorgung im ganzen Land wiederherzustellen.
Wie sehen die künftigen Aktivitäten der DEZA in Syrien aus?
Die Schweiz leistet bereits jetzt mehr als reine Nothilfe. Damit kommt sie einer Forderung nach, die die Syrerinnen und Syrer immer wieder vorgebracht haben, um längerfristig ohne humanitäre Hilfe auskommen zu können. Die Versorgung und die Infrastruktur des Landes sind in einem schlechten Zustand, was die wirtschaftliche Erholung behindert und es der Bevölkerung erschwert, ihren Lebensunterhalt zu sichern und ihre Grundbedürfnisse zu decken. Humanitäre Hilfe bleibt zwar weiterhin unerlässlich, doch sind für den langfristigen Wiederaufbau die Entwicklungsakteure gefragt. Der Zeitplan und das Vorgehen werden derzeit noch geprüft, da sich die Situation kontinuierlich ändert.
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