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MitteilungVeröffentlicht am 22. Juli 2024

Verringerung des ökologischen Fussabdrucks im Bereich humanitäre Unterkünfte

Die Bekämpfung des Klimawandels liegt in der Verantwortung aller. Dies gilt auch für die humanitären Helferinnen und Helfer. Deshalb unterstützt die DEZA das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) über den Geneva Technical Hub bei der Entwicklung und beim Einsatz von nachhaltigen und umweltfreundlichen Unterkünften. Eine wichtige Innovation in diesem Bereich ist das «Shelter Sustainability Assessment Tool». Das Tool stellt sicher, dass der Einsatz von Notunterkünften nicht zu Lasten der Umwelt geht.

Luftaufnahme einer Shelter-Baustelle in Afrika.

Die Akteure der humanitären Hilfe sind integraler Bestandteil der weltweiten Anstrengungen zur Bekämpfung des Klimawandels. Sie sind oft im Rahmen von breit angelegten Operationen tätig, die die Umwelt schädigen können, wenn sie nicht verantwortungsvoll durchgeführt werden. Dies betrifft insbesondere den Bereich der Unterkünfte. Unmittelbar nach einer Katastrophe, aber auch in langwierigen Krisen werden manchmal grosse Mengen von Baumaterial und anderem Material für Notunterkünfte (z. B. Planen und Zelte) verteilt, was mit einem erheblichen ökologischen Fussabdruck verbunden ist.

Die DEZA setzt sich für die Förderung umweltfreundlicher Praktiken in der humanitären Hilfe ein. Gemeinsam mit dem UNHCR gründete sie 2021 den Geneva Technical Hub. Dieses Kompetenzzentrum soll das UNHCR in verschiedenen Bereichen wie Bau, Unterkunft, Lagerplanung, Wasser- und Sanitärversorgung, Abfallmanagement und Energie dabei unterstützen, seine Feldeinsätze umweltverträglicher zu gestalten. Es bündelt die innovativen Technologien und das fachliche Know-how der Eidgenössischen Technischen Hochschulen Lausanne (EPFL) und Zürich (ETHZ), der Eidgenössischen Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz (Eawag) sowie des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe.

Online-Tool für den Nachhaltigkeitsvergleich bei der Planung von Notunterkünften

Als Teil dieser Anstrengungen erstellte das UNHCR den Bericht «Shelter and Sustainability», der als Grundlage für die Bewertung der Nachhaltigkeit von Notunterkünften dient. Zur Umsetzung dieses Berichts beauftragte das UNHCR den Geneva Technical Hub, ein Tool zu entwickeln, das Entscheidungsträgern helfen soll, bei der Wahl von Notunterkünften deren Umweltauswirkungen und andere Nachhaltigkeitsparameter zu berücksichtigen.

«Es handelt sich im Grunde genommen um eine Website, auf der Notunterkünfte verglichen werden können», sagt André Ullal, Mitglied des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe und EPFL-Forscher, der für die Entwicklung des Shelter Sustainability Assessment Tool verantwortlich war. «Wir haben zahlreiche Unterkunftstypen aus verschiedenen Ländern anhand von Nachhaltigkeitskriterien bewertet, u. a. Auswirkungen von Materialherstellung und Transport, Bewohnbarkeit, technische Leistungsfähigkeit und Nutzung von lokalem Know-how.» Es wurden grosse Anstrengungen unternommen, um das Tool für Nutzerinnen und Nutzer aus unterschiedlichem Fachbereichen zugänglich zu machen und transparente Hintergrundberechnungen zu gewährleisten. «Wir wollten das Tool so gestalten, dass es von einem Sozialarbeiter in Ruanda und einer Bauingenieurin in Bangladesch gleichermassen benutzt werden kann», sagt der Architekt, der über Erfahrungen im humanitären und im wissenschaftlichen Bereich verfügt.

Die Nutzerinnen und Nutzer können einen Unterkunftstyp in verschiedenen Kontexten vergleichen, da die Nachhaltigkeitsleistung je nach Kontext variieren kann. Das Tool kann mehrere Bewertungs- und Vergleichsberichte erstellen, die den Nutzerinnen und Nutzern helfen, ihre Entscheide bezüglich Konstruktion und Beschaffung zu treffen und zu kommunizieren.

Förderung lokaler Bautechniken und -materialien

Das Shelter Sustainability Assessment Tool ist Teil eines umfassenderen Projekts des Geneva Technical Hub und des UNHCR zur Förderung umweltverträglicher Praktiken im Bereich der humanitären Unterkünfte. Es fördert die Nutzung von lokalen Fachkenntnissen und Ressourcen, da herkömmliche Bautechniken und Konstruktionen mehrere Vorteile haben. So werden in der Regel Baumaterialien verwendet, die vor Ort verfügbar sind und keine langen und kostspieligen Lieferketten bedingen. Neben ökologischen Überlegungen werden bei traditionellen Bautechniken und Entwürfen auch kulturelle Präferenzen berücksichtigt. Da sie seit vielen Generationen bestehen, ist es auch einfacher, lokale Fachleute zu finden.

Alle diese Anstrengungen zeigen gut, wie humanitäre Helferinnen und Helfer zur Anpassung an den Klimawandel beitragen und gleichzeitig gefährdete Gemeinschaften unterstützen können.

Sind Sie im Bereich der humanitären Hilfe tätig? Dann probieren Sie das Shelter Sustainability Assessment Tool aus.

Kontakt

Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA)
Eichenweg 5
3003 Bern