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MitteilungVeröffentlicht am 22. November 2024

Dürren überstehen dank nachhaltiger Landwirtschaftspraktiken

Die Bäuerinnen und Bauern in Simbabwe haben in diesem Jahr aufgrund der anhaltenden Dürre grosse Ernteausfälle erlitten, vor allem bei den Grundnahrungsmitteln. Viele von ihnen gerieten dadurch in Schwierigkeiten, da Einkommen und Nahrungsversorgung von den Ernten abhängen. Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit leistet nicht nur Nothilfe, sondern unterstützt auch langfristige Projekte wie die «Seed and Knowledge Initiative» (SKI), die nachhaltige Anbaumethoden und trockenresistente Kulturen fördert.

Eine Frau in einem roten Kleid geht über einen trockenen, rötlich-braunen Acker mit einem Graben für die Wassergewinnung. Im Hintergrund sind Bäume und Hügel vor einem klaren blauen Himmel zu sehen.

Viele Gemeinden in Simbabwe waren in diesem Jahr von einer der schlimmsten Dürren der jüngeren Geschichte betroffen. Grund dafür ist unter anderem das Klimaphänomen El Niño. Im gesamten südlichen Afrika blieben die Niederschläge mitten in der Regenzeit aus. Hitzewellen folgten. Durch die Ernteausfälle bei den Grundnahrungsmitteln haben grosse Teile der Bevölkerung ihre Lebensgrundlage verloren. Nicht nur Simbabwe, sondern das gesamte südliche Afrika ist regelmässig mit den Gefahren des Klimawandels konfrontiert. Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) unterstützt seit 2013 die «Seed and Knowledge Initiative» (SKI) in Simbabwe, die kleinbäuerliche Betriebe befähigt, auch unter extremen Klimabedingungen ihr Land zu bewirtschaften. Bäuerinnen wie Ever Makwinimise im Distrikt Chimanimani im Osten Simbabwes sind Hoffnungsträgerinnen. Ihre nachhaltige und dürreresistente Landwirtschaft ist wegweisend und hilft dem Land, sich besser für klimatische Notlagen zu rüsten.

Eine Frau in einem roten Kleid mit einer orangefarbenen Mütze hält drei Sorghumrispen und einen Sack mit Samen in den Händen. Sie steht auf einem trockenen Feld, im Hintergrund sind ein paar Bäume zu sehen.

Nachhaltige Landwirtschaft

Mais gehört in Simbabwe zu den Grundnahrungsmitteln und bildet für Millionen von Bäuerinnen und Bauern die Lebensgrundlage. Aufgrund der Dürre wurden 70 Prozent der Ernten vernichtet. Auch andere Kulturen waren betroffen, was die Ernährungsunsicherheit im ganzen Land verschärft hat (laut WFP werden bis Ende Jahr 6 Mio. Menschen davon betroffen sein). Die Gemeinden haben jedoch auf lokaler Ebene nachhaltige landwirtschaftliche Ansätze entwickelt, um sich gegen die Klimakrise zu schützen. Eine solche Initiative ist die Shashe Agroecology School in der Provinz Masvingo im Süden Simbabwes. Die Bäuerinnen und Bauern, die an der Schule unterrichten, vermitteln bewährte Praktiken für die Wassergewinnung, Düngung und Diversifizierung beim Anbau und bei der Viehhaltung. Dabei stützen sie sich auf lokale Kenntnisse und Ressourcen. Um die Ernährung zu verbessern und die Risiken im Zusammenhang mit Trockenheit und Hitzewellen zu verringern, wird der Anbau traditioneller Kulturpflanzen gefördert. Dazu gehören Getreidesorten wie Hirse und Sorghum, Hülsenfrüchte wie Erderbsen (Bambara-Erdnuss), Bohnen und Augenbohnen (Kuhbohnen) sowie Öle wie Erdnuss-, Sesam- und Sonnenblumenöl. Die Shashe Agroecology School will das Lebensmittelsystem Simbabwes neu ausrichten, um es nachhaltiger zu machen und die Ernährungssouveränität zu verbessern.

Frauen und Männer stehen um einen grünen Fischteich herum. Einige Äste und ein halber Pneu schwimmen an der Oberfläche.

Die SKI will Bäuerinnen und Bauern befähigen, vermehrt agrarökologische Praktiken anzuwenden. Zudem sollen die Zivilgesellschaft, die Bauernverbände und politische Entscheidungsträger für diesen Ansatz gewonnen werden. Die Ergebnisse sind in beiderlei Hinsicht sehr ermutigend: Die Zahl der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, die sich im Rahmen der Initiative für den agrarökologischen Anbau entschieden haben, ist von 3900 auf 24 600 gestiegen. Mehrheitlich sind es Frauen. Auch die Zahl der Teilnehmenden am von Bäuerinnen und Bauern geführten Saatgutaustausch hat sich auf 11 000 verdoppelt. Diese Massnahmen haben sich entscheidend auf die Ernährung der Bauernfamilien ausgewirkt, die abwechslungsreicher und gesünder geworden ist. Auf systemischer Ebene haben sie dazu beigetragen, dass Entscheidungsträger verstärkt agrarökologische Ansätze unterstützen, die die Rechte der Bauernfamilien stärken. Die simbabwische Regierung hat eine nationale Agrarökologiepolitik verabschiedet, die entsprechende Anbaumethoden fördert. So hilft das nationale Unterstützungsprogramm Bäuerinnen und Bauern nicht mehr nur mit Maissaatgut und Dünger, sondern auch beim Anbau traditioneller Kulturen und bei nachhaltigen landwirtschaftlichen Praktiken, die auf das Klima der Region zugeschnitten sind. Dabei handelt es sich um Ansätze, die die SKI schon seit Langem fördert.

Für die DEZA ist die Agrarökologie der vielversprechendste Ansatz zur Bewältigung der wachsenden und miteinander verknüpften Herausforderungen, mit denen die heutigen Ernährungssysteme konfrontiert sind, und zur Sicherung einer gesunden Ernährung für alle. Bei diesem ganzheitlichen Ansatz fliessen ökologische Grundsätze in die Bewirtschaftung von Lebensmittelsystemen ein. Die Agrarökologie setzt nicht nur auf landwirtschaftliche Praktiken, sondern auch auf eine soziale Bewegung und einen multidisziplinären wissenschaftlichen Ansatz.

Ursprünglich befasste sich die Agrarökologie damit, eine Reihe von Grundsätzen wie Recycling, Bodengesundheit und effiziente Ressourcennutzung in die landwirtschaftlichen Systeme zu integrieren. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich der Begriff auf das gesamte Lebensmittelsystem ausgeweitet, von der Produktion bis zum Konsum. Es umfasst also ökologische, soziokulturelle, wirtschaftliche und politische Aspekte. Neben der Förderung der regenerativen Landwirtschaft setzt sich die Agrarökologie auch für sozial gerechtere Lebensmittelsysteme ein, die allen Menschen den Zugang zu hochwertigen Lebensmitteln ermöglichen. Die Beziehungen zwischen Produzierenden und Verbrauchenden sollen gestärkt und ein fairer Zugang zu Land und natürlichen Ressourcen gewährleistet werden. Zudem legt die Agrarökologie grossen Wert auf die Einbeziehung von Randgruppen und auf Bottom-up-Ansätze in der Lebensmittelproduktion, die sich an den Kenntnissen und Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung orientieren.

Agrarökologie – Vorbereitung auf die Auswirkungen des Klimawandels

Die Agrarökologie entwickelt sich in Simbabwe organisch. Wir kehren zurück nach Chimanimani, zum Bauer Elias Jarawani, der seinen Betrieb umgestellt hat. Dank neuer Methoden der Wassergewinnung, der Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und der Diversifizierung des Anbaus kann er auch in Trockenzeiten ernten. Andere Bauernfamilien wollen von ihm lernen. Für Elias Jarawani «ist die Agrarökologie der Weg zur Nachhaltigkeit. Gemeinsam können wir die Gemeinschaften stärken, um die Herausforderungen des Klimawandels zu meistern».

Ein Mann in einer roten Hose und einem blau-weiss karierten Hemd steht inmitten von Gemüsebeeten, die von Bäumen umgeben sind. Er hält einen weissen Kürbis in den Händen.

In Chimanimani hat sich auch der Participatory Organic Research and Extension Trust (PORET), eine gemeinschaftliche Organisation, niedergelassen. PORET arbeitet mit Kleinbauernbetrieben zusammen, um die Ernährungssicherheit zu verbessern. Dabei setzt die Organisation auf nachhaltige Anbaumethoden. Obwohl die von PORET unterstützten Betriebe von der Dürre auf die Probe gestellt wurden, konnte die Organisation durch die Verbesserung der Erntetechniken und die Diversifizierung der Pflanzensorten die Lebensgrundlage von ganzen Gemeinden sichern. In einem Dorf führte die Organisation alte Saatgutsorten wieder ein und stärkte dadurch das traditionelle landwirtschaftliche Wissen und die lokalen Praktiken in der Gemeinde. Persönliche Erfolgsgeschichten zeigen die Wirkung der Arbeit von PORET. Entscheidend ist jedoch ihr Beitrag zur Stärkung des lokalen Zusammenhalts, namentlich dort, wo ganze Gemeinschaften von der Dürre hart getroffen wurden.

Agrarökologie ist der Weg zur Nachhaltigkeit. Gemeinsam können wir die Gemeinschaften stärken, um die Herausforderungen des Klimawandels zu meistern.
Elias Jarawani, Bauer und Teilnehmer am Projekt SKI in Chimanimani

Der Klimawandel trägt zu extremeren Wetterereignissen bei, wie der Dürre, unter der die Menschen in Simbabwe in diesem Jahr gelitten haben. Während die humanitäre Hilfe für die Erhaltung der Lebensgrundlagen im Land unerlässlich war, unterstützen Initiativen wie die SKI die vom Klimawandel gefährdeten Gemeinschaften, sich selbst zu helfen. Die Agrarökologie vereint Gemeinschaften, die sich gemeinsam vor den Auswirkungen des Klimawandels schützen wollen und so zur Verbesserung der Ernährungssicherheit und zur Linderung der Armut beitragen. Dank diesen Bestrebungen werden Bäuerinnen wie Ever Makwinimise befähigt, nachhaltige und gesunde Nahrungsmittel für die Gemeinschaft anzubauen und für eine bessere Zukunft für die kommenden Generationen zu sorgen.

Dokumente

Ein Einheimischer steht in einem vertrockneten Maisfeld.

21. Juni 2024

Dürre und Hunger im südlichen Afrika – die Schweiz leistet Soforthilfe

Die Schweiz unterstützt im südlichen Afrika Millionen von Menschen in Simbabwe, Sambia und Malawi mit 4,7 Mio. CHF im Kampf gegen Dürre und Hunger.

Kontakt

Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA)
Eichenweg 5
3003 Bern