Strategie der internationalen Zusammenarbeit der Schweiz 2025-2028
Die vom Parlament im Dezember 2024 verabschiedete Strategie der internationalen Zusammenarbeit 2025-2028 definiert die Schwerpunkte der Schweiz für die Entwicklungs- und wirtschaftliche Zusammenarbeit, die humanitäre Hilfe sowie die Förderung des Friedens und der Menschenrechte. Allgemeines Ziel der internationalen Zusammenarbeit ist die Beendigung der Armut und die Unterstützung einer nachhaltigen Entwicklung weltweit. Sie ist integraler Bestandteil der Schweizer Aussen- und Sicherheitspolitik.
Leben retten und den Zugang zur Grundversorgung sicherstellen; zu nachhaltigem Wirtschaftswachstum beitragen; die Umwelt schützen und den Klimawandel bekämpfen; den Frieden fördern sowie die Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit stärken: Diese Ziele setzt die Strategie der internationalen Zusammenarbeit der Schweiz 2025-2028. Sie führt damit die Schwerpunkte der vorherigen Strategie (2021-2024) weiter und stellt auf diese Weise die Kohärenz des Schweizer Beitrages zur globalen nachhaltigen Entwicklung sicher.
Umgesetzt wird die Strategie von der DEZA und der Abteilung Frieden und Menschenrechte (AFM) des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) sowie dem Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) des Eidgenössisches Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF).
Die Arbeiten der internationalen Zusammenarbeit beruhen auf einem verfassungsmässigen und gesetzlichen Auftrag. Die Strategie der internationalen Zusammenarbeit 2025-2028 ist Teil der Strategiekaskade des Bundesrates, durch welche die Kohärenz der Schweizer Aussenpolitik und Aussenwirtschaftspolitik gestärkt wird.
Die vier Entwicklungsziele der internationalen Zusammenarbeit 2025-2028
Die Schweiz verfolgt ihre Ziele in der internationalen Zusammenarbeit entlang ihrer Schwerpunktthemen und fördert in all ihren Aktivitäten die Geschlechtergleichstellung, die Gouvernanz und die Achtung der Menschenrechte. Die vier Entwicklungsziele der internationalen Zusammenarbeit stehen in Wechselbeziehung zueinander und verstärken sich gegenseitig.
Menschliche Entwicklung
Leben retten, menschliches Leid lindern und den Zugang zu einer guten Grundversorgung der am stärksten benachteiligten Bevölkerungsgruppen unterstützen: 339 Millionen Menschen waren laut Schätzungen der Vereinten Nationen (UNO) 2023 weltweit auf humanitäre Hilfe angewiesen und rund 117 Millionen Menschen vertrieben oder staatenlos – beides traurige Negativrekorde. Die internationale Zusammenarbeit hat deshalb Katastrophenschutzmassnahmen implementiert, um Personen in Notsituationen zu erreichen und damit Migrantinnen und Migranten sowie gewaltsam Vertriebene ihren Lebensunterhalt sichern konnten. Die Covid-19-Pandemie hatte verheerende Auswirkungen auf die Grundversorgung. Und sie hat auch zu Rückschritten in der medizinischen Versorgung, so bei Tropen- und nicht übertragbaren Krankheiten oder im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit geführt. Die internationale Zusammenarbeit sensibilisierte deshalb Personen mittels Aufklärungsveranstaltungen in der Prävention von nicht übertragbaren Krankheiten und intensiviert in Zukunft ihre Aktivitäten in diesem Bereich.
Nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung
Menschenwürdige Arbeitsplätze schaffen durch geeignete Rahmenbedingungen, eine dynamische lokale Wirtschaft und den Privatsektor: Wirtschaftliche Krisen, steigende Lebenshaltungskosten und hohe Inflation treffen Länder mit tiefem Einkommen überproportional stark. Einkommensschwache Personen und benachteiligte Gruppen sind besonders gefährdet, noch tiefer oder wieder in die Armut abzurutschen. Deshalb unterstützt die internationale Zusammenarbeit die Schaffung von menschenwürdigen Arbeitsplätzen, die Stärkung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und fördert den lokalen Privatsektor.
Klima und Umwelt
Sicherstellen einer umweltfreundlichen, gegen den Klimawandel und Naturgefahren widerstandsfähigen Entwicklung zugunsten der am stärksten benachteiligten Bevölkerungsgruppen: Über ein Drittel der Menschheit lebt in einem durch den Klimawandel stark gefährdeten Kontext, der schon bestehende Verletzlichkeiten zusätzlich verstärkt. Extreme Wetterereignisse, Ernteeinbussen und Wassermangel haben weiter zugenommen, was die Ernährungssicherheit von Millionen von Menschen gefährdet. Bis 2025 wird die Hälfte der Weltbevölkerung in wasserarmen Gebieten leben. Die internationale Zusammenarbeit unterstützt deshalb den Aufbau von nachhaltigen und widerstandsfähigen Massnahmen gegen die negativen Folgen des Klimawandels.
Frieden und Gouvernanz
Konflikte beilegen, Frieden fördern: Rund ein Viertel der Menschheit lebte Anfang 2023 in Konfliktgebieten. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat uns unweigerlich ins Gedächtnis gerufen, dass Frieden auch in Europa keine Selbstverständlichkeit ist. Autoritäre Tendenzen sowie eine Erosion des Rechtsstaates haben in diversen Kontexten zugenommen und die Welt ist weit von einer Gleichstellung der Geschlechter entfernt. Die internationale Zusammenarbeit setzt sich für die Schaffung und Sicherung von Frieden ein, unterstützt Regierungen beim Aufbau von Gouvernanzsystemen und setzt sich für rechtsstaatliche Prinzipien ein.
Grosse Krisen haben die Sicherheitslage auf der Welt verändert. Die Folgen der Covid-19-Pandemie, der Krieg in der Ukraine, die Eskalation im Nahen Osten, die Energiekrise, die Ernährungsunsicherheit, die Schuldenlast, die Inflation und der Klimawandel haben direkte Auswirkungen auf die Entwicklungsländer, aber auch auf die Schweiz. So ist die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben, erstmals seit 30 Jahren wieder gestiegen. Auch sind heute mit 339 Millionen deutlich mehr Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen als 2019. In der Ukraine wurde wegen des Kriegs rund ein Drittel der Bevölkerung vertrieben.
Um den Paradigmenwechsel zu bewältigen, wurden im Vergleich zur Strategie der internationalen Zusammenarbeit 2021-2024 Anpassungen vorgenommen, wie die Erhöhung des Kredits für humanitäre Hilfe oder die Identifizierung von zehn spezifischen Zielen, die sich auf die aktuellen Herausforderungen stützen.
In einer zunehmend instabilen Welt stärkt die internationale Zusammenarbeit die Glaubwürdigkeit und den Einfluss der Schweiz auf globaler Ebene. Sie trägt zur Förderung jener Werte bei, die die Schweiz auszeichnen: Rechtsstaatlichkeit und Demokratie, Marktwirtschaft, Menschenrechte, Dialog, Solidarität sowie humanitäre Grundsätze und humanitäres Recht.
Bei ihrer Arbeit orientiert sich die internationale Zusammenarbeit jeweils an drei Prinzipien:
an den Bedürfnissen der betroffenen Bevölkerung;
am konkreten Mehrwert, den die Schweiz dazu leisten kann;
an den langfristigen Schweizer Interessen (wie eine friedliche und gerechte internationale Ordnung, stabile und investitionsfreundliche wirtschaftliche Rahmenbedingungen, Reduktion der Ursachen von Flucht und irregulärer Migration sowie eine weltweite nachhaltige Entwicklung).
Der finanzielle Rahmen der internationalen Zusammenarbeit 2025-2028
Für die Strategie der internationalen Zusammenarbeit 2025-2028 hat das Parlament mit den fünf Verpflichtungskrediten einen maximalen finanziellen Rahmen von 11,12 Milliarden Franken gesetzt. Davon sind 1,5 Milliarden Franken für die Unterstützung der Ukraine sowie 1,6 Milliarden Franken zur Bekämpfung des Klimawandels vorgesehen.
Das effektive Budget wird jährlich vom Parlament verabschiedet. Für das Jahr 2025 hat das Parlament 2,4 Milliarden Franken zur Verfügung gestellt.
Die fünf Verpflichtungskredite bilden den maximalen Finanzrahmen. Das Budget und der Finanzplan stellen die effektiv zur Verfügung stehenden Mittel dar. Mit der humanitären Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit setzt die DEZA 73% der Verpflichtungskredite um. Die AFM setzt mit Friedensförderung und Menschenrechte 2% und das SECO mit der wirtschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit 12% um. Das Programm Ukraine und Region (13%) wird von der DEZA, der AFM und dem SECO gemeinsam umgesetzt.
Schwerpunktländer der internationalen Zusammenarbeit 2025-2028
Auch wenn der Krieg in der Ukraine und seine Folgen einen wichtigen Platz in dieser Strategie einnehmen, erfordern die humanitäre Tradition der Schweiz und ihre Interessen, dass die Schweiz ihre Aktivitäten im Rest der Welt aufrechterhält. Die vier Schwerpunktregionen der Strategie 2021-2024, Subsahara-Afrika, Nordafrika und der Nahe Osten, Asien sowie Osteuropa, werden beibehalten. Die internationale Zusammenarbeit der Schweiz wird ihre Aktivitäten hauptsächlich auf 40 Schwerpunktländer und sieben langanhaltende Krisen konzentrieren.
Im Zuge der fortlaufenden Priorisierung und der Anpassung an den neuen finanziellen Rahmen wird die Schweiz bis 2028 die bilaterale Zusammenarbeit in Sambia und Bangladesch beenden. In Albanien wird ab 2029 allein die wirtschaftliche Entwicklungszusammenarbeit fortgeführt.
Häufig gestellte Fragen
Die internationale Zusammenarbeit umfasst die Aktivitäten der humanitären Hilfe, der Entwicklungszusammenarbeit und der wirtschaftlichen Zusammenarbeit sowie Massnahmen zur Friedensförderung und Stärkung der Menschenrechte.
Allgemeines Ziel der internationalen Zusammenarbeit ist die Beendigung der Armut und die Unterstützung einer nachhaltigen Entwicklung in den drei Bereichen Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt. Zur Finanzierung dieser Aktivitäten beantragt der Bundesrat dem Parlament mit der Botschaft zur Strategie der internationalen Zusammenarbeit jeweils Verpflichtungskredite für eine Dauer von vier Jahren, um die Aktivitäten der Schweiz längerfristig planen zu können.
Mehr Sicherheit
Die internationale Zusammenarbeit fördert Frieden und Sicherheit und schafft Perspektiven für die lokale Bevölkerung. 2024 waren 76% der im Rahmen der Jahresstudie «Sicherheit» der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) befragten Personen der Meinung, dass die Schweiz in Konflikten vermehrt vermitteln oder den Dialog zwischen Konfliktparteien in anderer Form unterstützen sollte, rund 58% fanden, sie sollte mehr Entwicklungshilfe leisten.
Mehr Wohlstand
Eine offene und stark globalisierte Wirtschaft ist ein Schlüsselfaktor für den Wohlstand des Exportlandes Schweiz, wie die Aussenwirtschaftsstrategie des Bundesrates festhält. Indem die internationale Zusammenarbeit zu steigenden Einkommen und günstigen Rahmenbedingungen in den Entwicklungsländern beiträgt, fördert sie die Erschliessung neuer Märkte für Schweizer Unternehmen und hat indirekt einen positiven Effekt auf die wirtschaftliche Entwicklung der Schweiz.
Sichert Unabhängigkeit und Neutralität
Die zahlreichen Krisen und die Infragestellung des internationalen Rechtsrahmens wirken sich mittel- und langfristig direkt auf die Sicherheit und die Unabhängigkeit der Schweiz aus. Mit ihrer internationalen Zusammenarbeit, ihrem multilateralen Engagement und ihren guten Diensten schafft die Schweiz Goodwill und öffnet Türen. Dies ermöglicht es ihr, ihre Unabhängigkeit und ihre Interessen bei der Gestaltung der globalen Spielregeln wirksam zu verteidigen. Denn als neutrales Land, das keinem Bündnis angehört, ist die Schweiz auf internationale Partner angewiesen.
Antworten auf Globale Herausforderungen
Die aktuellen globalen Herausforderungen in Bereichen wie Umwelt, Migration, Sicherheit, oder Gesundheit wirken sich auch in der Schweiz aus (Stichworte: Klimawandel, Asylwesen, Terrorismusgefahr, Pandemien). Sie lassen sich nicht von einem Land alleine bewältigen, sondern erfordern ein gemeinsames Handeln über die Landesgrenzen hinweg. Dieses dient auch der Sicherung der Lebensgrundlagen für künftige Generationen in der Schweiz.
Alternativen zur irregulären Migration
Mit ihren Aktivitäten in armen und krisengeschüttelten Ländern schafft die Schweiz wirtschaftliche, politische und soziale Perspektiven in den Herkunftsregionen von Migrantinnen und Migranten. Damit fördert sie mittel- und langfristig Alternativen zur irregulären Migration.
Beitrag zum Internationalen Genf
Die internationale Zusammenarbeit stärkt das Profil der Schweiz im Ausland und erhöht die Attraktivität von Genf als Standort für internationale Organisationen. Insgesamt wird der Beitrag des internationalen Genfs am Bruttoinlandprodukt der Schweiz auf 1% geschätzt.
Impulse für die Schweizer Volkswirtschaft
Die öffentliche Entwicklungshilfe (APD) wirkt sich auch positiv auf die Schweizer Wirtschaft aus, zum Beispiel durch die Beschaffung von Gütern und Dienstleistungen in der Schweiz, durch Anreize für zusätzliche Aktivitäten von Privatunternehmen oder Nichtregierungsorganisationen (NGO), oder aber durch die indirekte Förderung der Beschaffung von Gütern und Dienstleistungen von Schweizer Firmen seitens internationaler Organisationen.
Die Menschheit hat in den letzten 50 Jahren in Bezug auf Wohlstand, Gesundheit, Sicherheit und Lebensqualität so grosse messbare Fortschritte erzielt wie nie zuvor. Dazu hat auch die internationale Zusammenarbeit beigetragen:
Vor 30 Jahren lebten 35% der Weltbevölkerung (1,8 Milliarden Menschen) in extremer Armut. 2019 waren es noch 8,4% (648 Millionen Menschen).
Die Kindersterblichkeit ist seit 1990 um den Faktor 2,5 gesunken, und der Index der allgemeinen Grundversorgung stieg zwischen 2000 und 2019 von 45 auf 67.
Im Zeitraum 2012-2017 stieg das Einkommen der ärmsten 40% der Bevölkerung in 53 Ländern stärker an als der nationale Durchschnitt, was auf ein integratives Wachstum hindeutet.
Im Jahr 2001 wurden 64 Länder als einkommensschwach eingestuft, im Jahr 2023 waren es nur noch 28.
Beitrag der Schweiz
Diese Fortschritte wurden unter anderem durch den Beitrag der Schweiz ermöglicht. Hier einige Beispiele aus dem Zwischenbericht und dem Rechenschaftsbericht über die Umsetzung der Botschaft zur Strategie der internationalen Zusammenarbeit 2021-2024:
8,9 Millionen Menschen erhielten Zugang zu bezahlbarem Trinkwasser.
Mehr als 16,2 Millionen Menschen profitierten von Massnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und rund 69 Millionen Tonnen CO2-Emissionen wurden vermieden.
1,3 Millionen Menschen nahmen an Berufsbildungsprogrammen teil.
510 000 Arbeitsplätze wurden geschaffen, erhalten oder verbessert (Generierung höherer Einkommen, Formalisierung oder menschenwürdigere Arbeitsbedingungen).
Das Schweizerische Korps für humanitäre Hilfe (SKH) hat 660 Einsätze in 73 Ländern durchgeführt.
Die Schweiz begleitete 21 Friedensprozesse (unter anderem Kolumbien und Libyen) und leistete einen bedeutenden Beitrag dazu und führte Waffenstillstandsverhandlungen in sieben Ländern durch (unter anderem in Myanmar und Nigeria).
Zwischen 2020 und 2022 wurden 59% der Ausgaben (3,7 Milliarden Franken) für Projekte aufgewendet, die die Gleichstellung der Geschlechter mitberücksichtigten.
Heute aber sind die Fortschritte gefährdet
Die Welt hat seit 2020 grosse Umwälzungen erlebt, darunter die Covid-19-Pandemie, Konflikte wie der Krieg in der Ukraine, der Klimawandel und Wirtschaftskrisen mit weitreichenden gesundheitlichen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen. Im Jahr 2020 nahm die extreme Armut zum ersten Mal seit 30 Jahren wieder zu. Vielversprechende Fortschritte im Bereich der nachhaltigen Entwicklung wurden gestoppt oder rückgängig gemacht.
Vor diesem Hintergrund hat die internationale Zusammenarbeit der Schweiz einzelnen Menschen, Bevölkerungsgruppen und Staaten dabei geholfen, Krisen und Konflikte zu überwinden und ihre langfristige Widerstandsfähigkeit zu erhöhen. Sie passt bestehende Projekte und Programme, wenn nötig, flexibel an neue Umstände und Bedürfnisse an, ohne dabei die langfristige Perspektive und die Bemühungen zur Beseitigung der tieferen Ursachen dieser Krisen aus den Augen zu verlieren.
Die vier übergeordneten Ziele haben sich vor dem Hintergrund neuer und bestehender Herausforderungen bewährt und werden deshalb auch in der neuen Strategie 2025-2028 weitergeführt:
In einer globalisierten Welt haben wirtschaftliche, politische und soziale Probleme in einem Erdteil rasch negative Auswirkungen auf andere Regionen. Deshalb bedarf es gemeinsamer Massnahmen auf internationaler Ebene.
Im Jahr 2023 waren schätzungsweise 339 Millionen Menschen in 69 Ländern auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die Zahl der Vertriebenen belief sich 2022 auf 100 Millionen Personen. Die globale Erwärmung führt zu mehr Naturkatastrophen wie Waldbränden, Wirbelstürmen, Überschwemmungen und Dürren. Wenn keine konkreten Klimaschutz- und Entwicklungsmassnahmen getroffen werden, könnten gemäss Schätzungen der Weltbank bis 2030 zwischen 32 und 132 Millionen Menschen in extreme Armut abrutschen und bis 2050 rund 216 Millionen Menschen innerhalb des eigenen Landes vertrieben werden.
Aufgrund der verschiedenen Krisen ist bereits ein Zehntel der Weltbevölkerung von Hunger betroffen. Der Demokratieindex 2021 verzeichnete den stärksten Rückgang seit 2010. Vom Abbau der Rechte sind vor allem Frauen und Minderheiten betroffen. In humanitären Kontexten sind bis zu 70% der Frauen und Mädchen von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen. In vielen Entwicklungsländern zeichnet sich erneut eine Schuldenkrise ab, unter neuen geopolitischen Vorzeichen.
Die internationale Zusammenarbeit ist ein aussenpolitisches Instrument, das es der Schweiz erlaubt, diese globalen Herausforderungen zu bewältigen. Sie fördert die Werte, durch die sich die Schweiz auszeichnet: Rechtsstaatlichkeit und Demokratie, Marktwirtschaft, Menschenrechte, Geschlechtergleichstellung, Dialog, Solidarität, Integration von Minderheiten und humanitäre Prinzipien.
Die Aktivitäten der Schweiz sind langfristig angelegt, um die erzielten Ergebnisse zu konsolidieren. Der strategische Rahmen für den Zeitraum 2021-2024 hat sich bewährt. Er hat es ermöglicht, flexibel und agil auf die Krisen der letzten Jahre zu reagieren, koordinierte und kohärente Antworten darauf zu finden und gleichzeitig weiter auf die langfristigen Ziele hinzuarbeiten. Die grundlegende strategische Ausrichtung wird deshalb im Zeitraum 2025-2028 beibehalten.
Aber es werden folgende Anpassungen vorgenommen, um dem aktuellen Kontext gerecht zu werden und als Reaktion auf die durch das Parlament Ende Dezember 2024 beschlossenen Kürzungen Budgetkürzungen (siehe Medienmitteilung vom 29.01.2025):
Der Verpflichtungskredit für humanitäre Hilfe wird erhöht.
Das Länderprogramm Ukraine wird ausgebaut. Es erhält ein Budget von 1,5 Milliarden, wobei 500 Millionen für den Einbezug des Schweizer Privatsektors reserviert wird.
Die Liste der Schwerpunktländer wird überarbeitet. Neu werden Länder, die von langanhaltenden humanitären Krisen betroffen sind, zu Schwerpunktländern. Gleichzeitig wird die bilaterale Entwicklungszusammenarbeit in Bangladesch, Albanien und Simbabwe bis Ende 2028 eingestellt.
Ein Schwerpunkt wird auf bestimmte Herausforderungen gelegt, die eine verstärkte Aufmerksamkeit erfordern, zum Beispiel Klima und Demokratie.
Das multilaterale Engagement wird mit Fokus auf die globalen Herausforderungen (Frieden, Sicherheit, Klima, neue Technologien) gestärkt.
Die geplanten Massnahmen orientieren sich verstärkt an den Menschen, und ihre Umsetzung wird soweit möglich lokalen Akteuren anvertraut, um Relevanz und Nachhaltigkeit zu gewährleisten.
Schweizer Fachwissen, das gefragt und international anerkannt ist, insbesondere in Bereichen wie Föderalismus, Berufsbildung, alpine Ökosysteme oder technologische Innovation, soll genutzt werden. Dies geschieht durch die Förderung eines inklusiven Ansatzes und das Engagement aller beteiligten Schweizer Akteure wie Wissenschaft, Privatsektor, Nichtregierungsorganisationen (NGO) und öffentliche Verwaltungen.
Mit der neuen Strategie stehen für die internationale Zusammenarbeit vier Verpflichtungskredite in Höhe von insgesamt 11,12 Milliarden Franken für die Jahre 2025 bis 2028 zur Verfügung. Beantragt hatte der Bundesrate 11.27 Milliarden Franken. Das jährliche Budget wird vom Parlament verabschiedet. Für das Jahr 2025 hat das Parlament eine Kürzung von 110 Millionen vorgenommen. Somit stehen für das Jahr 2025 insgesamt 2,4 Milliarden Franken zur Verfügung.
Die öffentliche Entwicklungshilfe (Aide publique au développement, APD) der Schweiz umfasst alle Beiträge des Bundes, der Kantone und der Gemeinden, die dazu bestimmt sind, die Empfängerländer in ihrer sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung zu unterstützen. Die APD der Schweiz belief sich 2024 auf 4,053 Milliarden Franken, was 0,51% des Bruttonationaleinkommens (BNE) entspricht. Ohne Berücksichtigung der Asylkosten gingen die der APD anrechenbaren Ausgaben im Vergleich zum Vorjahr um 338 Millionen zurück. Infolgedessen sank die APD/BNE-Quote ohne Berücksichtigung der Asylkosten von 0,43% (2023) auf 0,38% (2024). Es ist schwierig, die APD/BNE-Quote für den Zeitraum 2025-2028 zu prognostizieren, da das BNE nur geschätzt werden kann und die Asylkosten aufgrund des internationalen Kontexts volatil sind.
Die Ukraine ist seit 1999 ein Schwerpunktland der internationalen Zusammenarbeit der Schweiz. Die Schweiz kann deshalb bei ihrer Arbeit vor Ort auf langjährigen Partnerschaften und Aktivitäten aufbauen. Die Schweiz hat sich in der Ukraine sofort mit humanitären Massnahmen engagiert. Bis zum 31. Dezember 2023 hat die Schweiz seit Beginn des Konflikts 2,75 Milliarden Franken aufgewendet, davon 400 Millionen für humanitäre Massnahmen und die Zusammenarbeit über die drei verantwortlichen Einheiten (DEZA, AFM und SECO). Die Schweiz hat auch ihre bilaterale Zusammenarbeit mit Moldau, dem Nachbarland der Ukraine, verstärkt, um die Auswirkungen des Krieges zu mildern und zur Stabilität in der Region beizutragen. Die Reaktion der Schweiz auf den Konflikt in der Ukraine beruht auf zwei Achsen: Im Rahmen der vorliegenden Strategie werden für diese Antwort 1,5 Milliarden Franken bereitgestellt.
Während der nächsten vier Jahre stellt die Schweiz über die DEZA und die AFM 860 Millionen Franken für die humanitäre Hilfe, Friedensförderung und Entwicklungszusammenarbeit zur Verfügung. 640 Millionen Franken, inklusive 500 Millionen für die Zusammenarbeit mit dem Schweizer Privatsektor, gehen an die wirtschaftliche Entwicklungszusammenarbeit, welche das SECO umsetzt.
Seit dem 1. Januar 2025 ist der Delegierte des Bundesrats für die Ukraine, Jacques Gerber, für die Leitung des gemeinsamen Länderprogramms Ukraine des Bundesrates verantwortlich (siehe Medienmitteilung vom 12.02.2025). Die für die Ukraine zuständigen Stellen der DEZA, der AFM und des SECO sind dem Delegierten für alle Tätigkeiten mit Bezug zur Umsetzung des Länderprogramms Ukraine fachlich unterstellt. Dies ermöglicht eine klare Führung und Umsetzung über die Verwaltungseinheiten hinweg. In seiner neuen Funktion untersteht Jacques Gerber dem Vorsteher des EDA und dem Vorsteher des WBF. Zur Ausübung seiner neuen Funktion wurde Jacques Gerber der Botschaftertitel verliehen.
Das Programm für die Ukraine orientiert sich an den sieben Lugano-Prinzipien:
Partnerschaft;
Fokus auf Reformbemühungen;
Transparenz, Rechenschaftspflicht und Rechtsstaatlichkeit;
Demokratische Partizipation;
Multi-Stakeholder-Engagement;
Gleichstellung der Geschlechter und Inklusion;
Nachhaltigkeit.
Darüber hinaus beruht es auf den folgenden Elementen:
Ausgewogener bilateraler und multilateraler Ansatz: Nutzung geeigneter bilateraler und multilateraler Kanäle für die Umsetzung des Programms, unter Berücksichtigung der Sichtbarkeit der Schweiz.
Zusammenarbeit mit dem Privatsektor zur Förderung der wirtschaftlichen Erholung: Schweizer und ukrainische Unternehmen sollen sich an den Arbeiten beteiligen.
Einsatz verschiedener Instrumente: Für die Umsetzung des Programms sollen A-fonds-perdu-Beiträge, Darlehen, Beteiligungen und Garantien eingesetzt werden.
Kommunizierbarkeit: Der Nutzen der Aktivitäten muss auf nationaler und internationaler Ebene kommuniziert werden, um das Verständnis und die Nachvollziehbarkeit zu gewährleisten. Die Aktivitäten müssen das Fachwissen der Schweiz widerspiegeln und auf internationaler Ebene verbucht werden können.
Ausstiegsstrategie: Unabhängig davon, wie sich der Krieg entwickelt, muss die Schweiz in der Lage sein, sich geordnet zurückzuziehen. Die Situation wird regelmässig überprüft.
Die internationale Zusammenarbeit leistet einen dreifachen Beitrag zur Verminderung der Ursachen von Flucht und irregulärer Migration:
Kurzfristig trägt die internationale Zusammenarbeit dazu bei, die Ursachen für Flucht und Vertreibung zu bekämpfen, die Lebensbedingungen der Vertriebenen zu verbessern und Flüchtlinge in ihren Erstaufnahmeländern zu schützen.
Mittelfristig zielt die internationale Zusammenarbeit darauf ab, mit der Schaffung von Perspektiven vor Ort Alternativen zur irregulären Migration anzubieten und die bestmöglichen Lösungen zur Integration von Migrantinnen und Migranten sowie Vertriebenen in den Entwicklungsländern zu finden.
Langfristig setzt die internationale Zusammenarbeit bei den tieferliegenden Ursachen irregulärer Migration an – etwa Armut, mangelnder Zugang zu grundlegender Versorgung, bewaffnete Konflikte, schlechte Regierungsführung sowie Umweltzerstörung, insbesondere die Folgen des Klimawandels.
Die strategische Verknüpfung von internationaler Zusammenarbeit und Migrationspolitik soll auf drei Ebenen verstärkt werden:
Auf politischer Ebene, indem das Thema Migration bei politischen Konsultationen konsequent angesprochen wird. Der Bundesrat strebt namentlich den Abschluss weiterer Migrationsabkommen und -partnerschaften an.
Auf geografischer Ebene, indem die Migrationsthematik in den Länderstrategien des Bundes systematisch berücksichtigt wird. Dank grösserer finanzieller Flexibilität soll die Schweiz zudem migrationspolitische Chancen auch ausserhalb der Schwerpunktländer besser wahrnehmen können.
Auf thematischer Ebene, indem Programme der internationalen Zusammenarbeit die Themen Migration und Flucht berücksichtigen – beispielsweise mit Projekten in den Bereichen Prävention, Schutz und Integration von Migrantinnen und Migranten sowie Schaffung von wirtschaftlichen, politischen und sozialen Perspektiven in Herkunftsländern.
Klima und Umwelt gehören zu den vier Hauptzielen der internationalen Zusammenarbeit 2025-2028. Die Entwicklungsländer und die ärmsten Bevölkerungsgruppen leiden besonders stark unter den Auswirkungen des Klimawandels. Die Länder mit mittlerem Einkommen befinden sich dagegen in einer Entwicklungsphase mit massiv ansteigenden Treibhausgasemissionen. Zur Bewältigung der klimabedingten Herausforderungen engagiert sich die Schweiz auf vielen Ebenen:
Anpassung und Eindämmung
Sie stärkt einerseits die Widerstandsfähigkeit der Entwicklungsländer durch wirksame Anpassungsmethoden und trägt andererseits durch Klimaschutzmassnahmen (beispielsweise zur Förderung einer CO2-armen Stadtentwicklung) zur Reduktion der Treibhausgasemissionen bei.
Risikominderung
Die internationale Zusammenarbeit unterstützt auch Massnahmen zur Risikominderung, um die Bevölkerung zu schützen und wirtschaftliche Verluste zu begrenzen, und trägt zur Erhaltung der Biodiversität, der Ökosysteme und der damit verbundenen Leistungen bei.
Bilaterale und multilaterale Zusammenarbeit
Die Schweiz nimmt auch an den internationalen Verhandlungen über den Klimawandel teil. Sie arbeitet mit Regierungen und Finanzinstitutionen zusammen, um sicherzustellen, dass die Ziele des Pariser Abkommens erreicht werden.
Darüber hinaus legt die Strategie der internationalen Zusammenarbeit der Schweiz 2025-2028 den Schwerpunkt auf drei spezifische Ziele, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen: 1) Bekämpfung von Hunger 2) nachhaltige Wassernutzung 3) Energiewende.
Insgesamt trägt die internationale Zusammenarbeit der Schweiz in den vier Jahren 1,6 Milliarden Franken zu den finanziellen Klimazielen bei. Die finanziellen Verpflichtungen der internationalen Zusammenarbeit ergänzen andere Mittel, wie den vom Parlament am 8. März 2023 gutgeheissenen Verpflichtungskredit für die globale Umwelt (Botschaft zu einem Verpflichtungskredit für die globale Umwelt 2023-2026 vom 31. August 2022) und weitere künftige Instrumente.
Die Entwicklungszusammenarbeit der Schweiz wird sich auf vier Schwerpunktregionen konzentrieren, die den grössten Bedarf aufweisen, im Zentrum des Schweizer Interesses stehen und in denen die Schweizer internationale Zusammenarbeit einen Mehrwert bringen kann:
Subsahara-Afrika;
Nordafrika und Mittlerer Osten;
Asien;
Osteuropa.
Im Rahmen der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit hat die DEZA ihr langfristiges Engagement von 35 auf 34 Schwerpunktländer reduziert. Aus budgetären Gründen wird die DEZA sich zudem bis Ende 2028 aus drei weiteren Schwerpunktländern zurückziehen. Das SECO hält sein Engagement in den 13 Schwerpunktländern der Strategie der internationalen Zusammenarbeit 2021-2024 aufrecht, mit Ausnahme von Kolumbien, wo es eine Entwicklung hin zu anderen Arten der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und einen Ausstieg aus der internationalen Zusammenarbeit bis Ende 2028 plant. Marokko wird zu einem neuen Schwerpunktland des SECO.
Im Rahmen der humanitären Hilfe ist das Mandat universell. Zwar ist die Reaktion auf Katastrophen (zum Beispiel Erdbeben, Überschwemmungen, Hungersnöte, Cholera) für den Zeitraum 2025-2028 nicht absehbar, doch viele der sogenannten verlängerten Krisen erfordern ein mehrjähriges humanitäres Engagement.
Die Friedenspolitik wird flexibel und agil gehandhabt, um Spielraum für Anpassungen zu haben und Chancen zu nutzen. Eine Konzentration auf bis zu 20 Kontexte ist vorgesehen.
Die humanitäre Hilfe, multilaterale Aktivitäten oder globale Programme (Klima und Umwelt, Wasser, Migration, Gesundheit und Ernährung) sowie Massnahmen zur Förderung von Frieden und Menschenrechten behalten ein universelles Mandat. Sie werden sich zwar auf die vier Schwerpunktregionen konzentrieren, sich aber auch ausserhalb dieser Regionen entfalten.
Die Strategie der internationalen Zusammenarbeit 2025–2028 im Zeichen des veränderten internationalen Kontexts
Der Bundesrat hat dem Parlament die Annahme von vier Verpflichtungskrediten über insgesamt 11,27 Milliarden Franken für den Zeitraum 2025–2028 beantragt.
Mitteilung22. Mai 2024
Wie die internationale Zusammenarbeit globale Armut und Krisen bekämpft
Im Rechenschaftsbericht zur Internationalen Zusammenarbeit zieht der Bundesrat Bilanz und legt gegenüber dem Parlament Rechenschaft ab.
29. April 2025
Rechtliche Grundlagen der internationalen Zusammenarbeit der Schweiz
Überblick über die Gesetze, Verordnungen und Botschaften, welche die rechtlichen Grundlagen für die internationale Zusammenarbeit der Schweiz bilden.
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Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) Eichenweg 5 3003 Bern